Tunis 6

Auf den Strassen Deutschlands werden dickleibige Hunde durch die Gegend gezerrt, damit sie irgendwo ihre widerlichen Haufen hinterlassen. In Tunesien sehe ich so gut wie keine Hunde, aber an jeder Ecke eine kleine, magere Katze, die im Muell nach Fressbarem sucht. Einer der vielen Unterschiede, die mir auffallen! Ausserdem frage ich mich, warum die Bevôlkerung hier zu achtzig Prozent aus Mannern besteht. Wo sind die Frauen?? Unterwegs in der Strassenbahn lâchelt mir die einzige andere Frau verschwôerisch zu – klar, wir muessen hier zusammenhalten!

(Ah, ich glaube, ich habe gerade durchs Vertippen den Umlaut entdeckt!)

Auch heute war ich wieder emsig wie ein Bienlein für die gute Sache aktiv, sogar noch um zwei, als schon alle gegangen waren und mir gezeigt wurde, wie ich die Tür zu schliessen hatte. Toll. Dann in einen richtig schönen Supermarkt, ganz tunesisch. Mittagessen: Eine Banane, drei Feigen und Zitronenküchlein. Hm.

Später, um sechs abends, tue ich es den Tunesiern gleich und ströme aus. Wieder Richtung Medina/Zentrum, diesmal ohne störenden Hunger. Strassenbahn; nach rechts die Prachtstrasse entlang, man fühlt sich an die Champs Elysées erinnert, die Leute flanieren gut gelaunt, Kinder dabei; ich sehe schöne Menschen um mich und geniesse schon jetzt den Abend. Weiter an einem prächtigen Tor vorbei, Springbrunnen, Strassencafés und die ersten Basargeschäfte werden sichtbar. Und dann geht es los; plötzlich sind die Gassen winzig schmal, aber sauber und wunderschön wie tausend und eine Nacht! Schmuck, Silber- und Goldteller, afrikanische Masken, Kleider und Gewaender, Teller undKrüge, endlose Gassen! Es geht immer weiter bergauf und ich höre nicht auf zu staunen. Klar muss ich einige abwimmeln, auf manche Gespräche lasse ich mich ein; später auf meinem Heimweg werde ich deshalb einem „alten Bekannten“ begegnen und ein Gewand erstehen, das mir eigentlich viel zu gross ist und sowieso für Männer … egal. Ich gehe weiter und komme ganz oben auf dem Berg an: ein riesiger Prachtbau, Blick auf das ferne Tunis, Weite und Grösse plötzlich! Vor einem edlen Gebäude kann ich nicht anders, ich muss den lesenden Herrn stören. Ob ich ihn kurz etwas fragen dürfe, frage ich artig, was das denn für ein Gebäude sei. Da stellt es sich heraus, dass ich vor dem ältesten Gymnasium von Tunis stehe und mit seinem Direktor spreche! Na so was. Ich darf mir den Innenhof ansehen und erfahre einiges über Türken und Franzosen in Tunesiens Vergangenheit.

Mein Heimweg ist beschwingt und spät: Ich habe mir an der Prachtstrasse noch eine ungewöhnliche Pizza gegönnt und das Gewimmel genossen. Es ist toll!

Jetzt aber ins Bett …

2 Kommentare zu “Tunis 6”

  1. SuMuze
    Juli 16th, 2007 22:21
    1

    Deine Berichte aus Tunis sind sehr schön. Legen mir das alles so nahe aus! Ich hoffe, ach, ich wünsche, daß du eine schöne Zeit dort hast.
    Liebe Grüße
    Susanne

  2. Franziska
    Juli 19th, 2007 19:29
    2

    Danke, Susanne!
    Heute habe ich über Durchfall geschrieben – ups sorry, ich muss jetzt leider ganz schnell aufhören hier!