Archiv für die Kategorie 'Alltag'

Ende

Dienstag, 28. September 2010

Der Tod ist eine weiche Decke. Er deckt zu und macht der Qual ein Ende.

Hilflos

Sonntag, 12. September 2010

Nachts wacht sie auf und hat Durst. Oder das Bein tut weh. Oder der Arm ist ihr ins Gesicht gerutscht und sie kann kaum noch atmen, mit der Hand vor der Nase. Dann hört jemand sie und kommt. Meistens. Am Tag kann sie nicht gehen. Nicht stehen. Manchmal bekommt sie keine Luft mehr. Das Sprechen wird immer schwerer.  Sie kann nicht allein essen oder sich die Nase putzen. Sie kann nicht allein zur Toilette gehen. Immer braucht sie Hilfe. Aber sie ist nicht winzig klein und kann nicht auf den Arm genommen werden wie einst. Sie hat schon 83 Jahre gelebt, ist gereist, hat getanzt und gelacht und die Welt ein bisschen bewegt.

Hitzefrei

Sonntag, 11. Juli 2010

Selbst die Meerschweinchen liegen mit glasigem Blick schlapp im Heu. Schwimmen gehen? Zu anstrengend. Arbeiten? Muss ich nicht. Es ist Sonntag. Alles kann verschoben werden. Ich zelebriere mein ganz persönliches Hitzefrei und denke: Wenn das jetzt Tunesien wäre, würde man denken: Wow, was für eine Hitze. 36? 37? Und zu Hause müssen sie mit Schirm und Jacke aus dem Haus! Das würde ich in Tunesien denken. Ist aber nicht so. Wir sind zu Hause. Und kein Mensch denkt an Schirm oder Jacke. Stattdessen ist die Badewanne gefüllt mit kaltem Wasser für die zwischenzeitliche Abkühlung.
So.
Jetzt kann ich nicht mehr.

Ich werde mich mit glasigem Blick neben die Meerschweinchen legen.

Reizende Menschen

Freitag, 02. Juli 2010

Ja, manche können einen schon reizen. Da ist dieser junge Mann, der in der S-Bahn drei Sitzplätze mit seinem Fahrrad belegt und sich völlig verständnislos weigert, mir einen davon zu überlassen, obwohl ich ihm sage, dass mir ziemlich übel ist. Übel ist auch die Hitze draußen, die wohl bei allen eine üble Laune verbreitet. Auch übel die drei jungen Frauen, die mit ihren Fahrrädern so in der S-Bahn stehen, dass man nach dem Einsteigen weder in einen Seitengang ausweichen, noch zur gegenüberliegenden Tür gelangen kann. Sie glotzen mich mürrisch an, als ich zwei Stationen später dort raus will. Offensichtlich ist bei einigen 18- bis 25-Jährigen etwas schiefgelaufen. Sie würden einen eher erschlagen als zur Seite rücken. Mein besonderer Liebling heute ist allerdings der alte Mann, der mit einem stinkenden Zigarillo im Mund über den S-Bahnhof torkelt und dann auf den eingefahrenen Zug zustürzt und alle Wartenden, einsteigende wie aussteigende, zur Seite drängt, sodass eine Zeitlang nichts mehr geht.
Es ist heiß in Berlin.

Hundchen

Sonntag, 30. Mai 2010

Sicher, ich mag keine Hundehaufen im Hof. Und auf dem Bürgersteig. Und keine regennassen Müffelhunde in der U-Bahn. Ich will auch nicht angeknurrt werden oder angebettelt, mit hundlichem Fiepen. Aber was wären wir denn ohne sie? Nehmen wir doch nur mal den heutigen Tatort. Durch das plötzlich frauchenlos gewordene Terriertier (keine Ahnung, welche Rasse) kam zu der Spannung noch die richtige Portion Gefühl. Lasst mehr Hunde ins Fernsehen!

Qualm

Donnerstag, 20. Mai 2010

Auch nett sind die Raucher auf dem S-Bahnsteig. Grundsätzlich gilt ja dort kein Rauchverbot, jedenfalls in deren Augen. Sollte eine empfindliche Person jemals eine Kritik wagen, wird sie zusammengestaucht und vom empörten Raucher (sehr oft weiblich, jung und aggressiv) gefragt, wo das denn stehe, wer denn das sage und so weiter. Eine durchgestrichene Zigarette symbolisiert nur den eher nicht erwünschten Status des Rauchens, nicht aber sein Verbot. Wundervoll ist es auch, im Zug zu sitzen und vom Bahnsteig den Rauchmief abzukriegen. Ganz besonders schön ist es aber, wenn der gierige Raucher sich noch direkt vor der Bahn den letzten Zug reinzieht, die brennende Zigarette irgendwohin schleudert und sich dann im Wagen neben mich setzt: Stinkend wie ein alter Kneipenaschenbecher.
Was tut die S-Bahn dagegen? In meinen Augen nichts. Die haben offensichtlich Angst, dass die Leute doch noch auf die Barrikaden gehen, bei all den Verspätungen und Ausfällen. Danke. So muss ich denn erleben, dass mir eine zickige Raucherin ihren Qualm ins Gesicht bläst und sich noch über mein Husten lustig macht. Die S-Bahn-Angestellten gehen vorbei und sagen nichts.