Archiv für Dezember 2009

Jahresendgeböller

Mittwoch, 30. Dezember 2009

Und wieder schleichen brave Bürger verängstigt durch Berlins Straßen. Es wird geschossen, wie jedes Jahr! Am besten presse man sich vor jeder Straßenüberquerung dicht an eine Hauswand, beobachte alle verdächtigen Fenster, Balkons und Passanten, und dann: zügig bitte, zügig über die Straße gehen, bei geringfügigen Explosionen nicht erstarren, es könnten größere folgen! Schließen Sie bitte zu Hause all Ihre Fenster; fragen Sie unterwegs niemanden nach dem Weg, er könnte es als Angriff ansehen und unüberlegt losböllern. Und, ganz wichtig: Meiden Sie freilaufende Kinder! Denn die lassen jetzt mal so richtig die Sau raus dasses kracht.

Weihnachtsgesänge in der U-Bahn

Samstag, 19. Dezember 2009

Der durchschnittliche U-Bahnbenutzer ist ja doch eher ruhebedürftig, aber anpassungsfähig. Bei scheußlichem Akkordeon-Gedudel (vielleicht sollte man den Besitzern doch einmal erklären, dass es sich um Musikinstrumente handelt) duckt man sich am besten, verschließt die Ohren und spendet nicht, bitte, nicht, um die Lärmerzeuger nicht noch zu ermutigen! Vorgestern aber setzt sich mir gegenüber ein gemütlicher Altpunker hin, schaltet sein Handy ein und es ertönt zu meinem Erstaunen ein ernsthaftes, bariton-geschmettertes „Stille Nacht“. Dann eine kleine Pause. Ich muss schon grinsen. Dann dasselbe Lied, aber als Rockmusik, grimmig-aggressiv. Stimmung kommt auf in der U7! Die Musik wird lauter und wilder und alle scheinen froh zu sein um die kleine Entweihung der erhabenen Heiligkeit. Nur ein einzelner Herr mit Hut setzt sich mit muffiger Miene neben den Punk und freut sich nicht. Sei’s drum. Wir sind eh angekommen und steigen aus.