Archiv für Januar 2013

Als Zeugin geladen

Montag, 28. Januar 2013

Das ist doch mal was! Da ist man zufällig in der Nähe, wenn ein paar sich kloppen, na ja, Schüler von uns, und dann kommt doch glatt ein halbes Jahr später eine Vorladung vor Gericht. Zeugin! Wie aufregend! Obwohl – was soll ich denn da sagen? Kann man nicht schnell anrufen und absagen, ich bin doch gar nicht wichtig, muss ja auch arbeiten … geht nicht. Jede Aussage kann wichtig sein. Okay. Eine Ersatzlehrerin wird gefunden. Und meine Gedanken beginnen zu kreisen … Was zieh ich denn da an? Für eine Frau natürlich die wichtigste Frage. Antwort: Normal. Und: Wie ist das, wenn mich alle anstarren? Wenn von meiner Aussage etwas abhängt? Menschenleben? Schicksale? Oder wenn ich mich grenzenlos blamiere? Mein Name? Meine Adresse??? Öh, ich kann mich nicht erinnern … Und dann all die tückischen Fragen, die mir gestellt werden können! Fangfragen! Ach so, ich bin ja nicht angeklagt … aber trotzdem!

„In welchem Verhältnis stehen Sie zu den Angeklagten?“
Öh ja wie jetzt Verhältnis? Ich bin halt die Lehrerin …

„Was genau konnten Sie beobachten?“
Na jetzt nix eigentlich, ich wollt ja auch absagen, aber das ging nicht …

„Wie sehen Sie die Hintergründe für die Tat?“
„Warum haben Sie genau diese Hose heute angezogen? Was bezwecken Sie damit?“
„Was haben Sie heute morgen im Wald gemacht, warum war Ihr Hund nicht angeleint?!“
„Warum werden Sie denn so blass, warum übergeben Sie sich hier vor Gericht??“

Fragen über Fragen, die ich nie beantworten muss. Als ich endlich in den Gerichtssaal gerufen wurde, meinte der Richter nur ganz gemütlich, also für ihn sei die Lage klar, und er hätte keine Fragen an Frau Schröder, Sie etwa, Frau Staatsanwältin, Herr Anwalt? Nö.

Gemeinheit!

Böser Hund

Sonntag, 13. Januar 2013

Es ist Samstagnachmittag, also nicht die beste Zeit für Hundebesitzer: Auch andere wollen im Plänterwald spazierengehen. Na muss wohl so sein, zumal gerade Schnee gefallen ist. Die wackere Hundebesitzerin achtet natürlich auf die wald-unerfahrenen Gänger und sichtet schnell Gefahr: Ein Kleinkind! Etwa zwei Jahre alt. Es wackelt langsam den Eltern + Kinderwagen hinterher und knallt begeistert mit seiner Schaufel gegen Baumstämme. Gar nicht gut! Hund ist angeleint, wird zu Frauchen gerufen, würde gern die Schaufel übernehmen, so ein Plastikteil, rot. Frauchen bremst. Die vorausgehenden Eltern bremsen auch und sehen die entsetzliche Gefahr: Ein Hund! Er folgt ihrem Kind! Er wird es zerfetzen! Mama streckt die Arme nach Kindchen aus, das sich dann auch endlich in Sicherheit bringen lässt. Auf die Arme! Papa übernimmt die gefährliche Schaufel. Frauchen und Hundchen gehen ruhig und gesittet an der Gruppe vorbei und lächeln nett. Der Hund zumindest. „Du böser Hund!“ ruft das gerettete Kind vom Arm der Mutter herunter. Gut, dass der Hund das nicht versteht. Sonst aber, au weia! Die unverletzte Familie beschließt lautstark, nun umzukehren  und einen heißen Tee zu trinken. Danke und tschüs. Der Hund aber trottet weiter, bis er einen dreisten Zweig findet, der im Weg liegt und sich nur unwillig zerbeißen lässt. Hund empört sich über diese Unwilligkeit und Sperrigkeit und knurrt und fiept. „Böser Zweig!“ kann man deutlich aus dem Knurren heraushören.