Samstag, 05. September 2009 11:02
Wenn man eine Wohnung sucht, kann es einen ja in die entlegensten Winkel der Stadt verschlagen. Nach Schmargendorf zum Beispiel, wo es noch die gute alte Omi-Idylle gibt. Ob sie echt ist, ist eine andere Frage.
Oder nach Lichtenberg. Es gibt da in einer ruhigen Altbaugegend, ähnlich eigentlich wie unsere in Neukölln, eine ruhige 4-Zimmer-Wohnung, 516 Euro warm. Ich gehe die Straße entlang; sehe ein mageres deutsches Kind am Fenster, mit Hund. Sehe einen bierbäuchigen Deutschen die Häuserfront entlangschlurfen, er verschwindet dann mit misstrauischem Blick auf mich im Nachbarhaus. Und sonst sehe ich niemanden. Alles tot. Aber ruhig! Pflasterstein und Begrünung können mich nicht trösten. Ich habe das Gefühl, in der Fremde zu sein und auch als Fremde erkannt zu werden. Ich will wieder heim zu meinen türkischen und arabischen Nachbarn.
Auf dem Bahnsteig der S-Bahn Lichtenberg nur Deutsche, auf den ersten Blick. Manche von ihnen mit sehr, sehr kurzen Haaren, große, starke junge Männer, die mir unheimlich sind. Dann, endlich, kommt ein Grüppchen munterer Vietnamesen vorbei. Abwechslung, lächelnde Menschen! Die jungen Männer neben mir sehen das wohl nicht so. Sie grummeln muffig und halten sich an ihren Bierflaschen fest (Es ist Freitagabend). Dann begreife ich, warum ich ihr Grummeln nicht verstanden habe: Sie sprechen russisch, ach so. Das Kind hinter mir hingegen berlinert echt, echter als die Neuköllner Kinder, so kommt es mir vor. Die Kleine beäugt mich misstrauisch und turnt dann weiter über die Sitze.
In Neukölln an der S-Bahn ist es schmuddlig wie eh und je. Daheim!
Vielleicht sollten wir doch eher nach Schöneberg als nach Lichtenberg ziehen.