Tony 4

Neukölln, ja Berlin hat etwas ganz Besonderes. Grüne Oasen, an denen Tiere leben, die man sonst nicht sieht. Es ist ruhig dort und keine Hunde hinterlassen ihre Berge. Keine Kinder schreien, keine Leute keifen (normalerweise), und die Luft ist so frisch gefiltert, dass man sich den Österreichurlaub sparen kann: Ich rede von den Friedhöfen. Hier in der Gegend kenne ich fast alle, aber natürlich habe ich meine Lieblingsecken. Ungestört kann ich da meinen Tai-Qi-Übungen nachgehen; Fotos von seltsamen Gräbern machen. Und den Toten zeigen, dass jemand über sie wacht, muss ja schließlich einer machen. Heute: Zwei Jugendliche, die mit extrem verdächtigen Bewegungen und Blicken zwischen den Grabsteinen herumhuschen. Sie sehen mich – und verdünnisieren sich panisch. Doch gut, dass ich immer schwarz gekleidet bin, nicht sonderlich klein und nicht sonderlich rasiert. Die zwei reagieren so ängstlich, dass ich mich doch frage, was sie angestellt haben oder was sie vorhatten. Sie bekommen einen langen Blick von mir hinterher geschickt, und plötzlich fangen sie an zu rennen. Man könnte meinen, beide hätten mit einem Mal Durchfall bekommen und müssten nun fluchtartig den Friedhof verlassen. Schade aber auch.
Ich beobachte noch ein Eichhörnchen, das sich nicht von mir stören lässt. In den letzten Jahrzehnten habe ich ehrlich gesagt schon viele Länder bereist – in Nicaragua drei Jahre rumgezogen, Kenia, Namibia immer wieder, China zwei Jahre, Japan fünf Jahre … aber die Neuköllner Friedhöfe sind einmalig. Vor allem die Eichhörnchen.

Heute Abend mal wieder Schachabend mit Andreas. Bin schon gespannt, was der wieder zu erzählen hat. Bier und Chips warten schon.

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