Der abgeschlossene Roman: Einfach weg

Er kam nach Hause und wusste: Etwas war anders. Und als könnte er dadurch diese Veränderung, von der er noch gar nichts Konkretes wusste, ungeschehen machen, stellte er die Einkaufstaschen ganz besonders behutsam auf den Küchenboden; richtete sich dann zögerlich auf und holte tief Luft. Hatte er etwas vergessen? Nudeln, Bier, Klopapier … nein. Hatte er etwas gesehen, unbewusst, das jetzt langsam in sein Gehirn kroch und ihn später quälen würde? Nicht das er wüsste.
Er sah sich um. In der ganzen Wohnung. Öffnete sogar die Kleiderschränke! Und da wurde ihm klar: Sie war weg. Einfach weg. So war das also. Nach all den Jahren!

Er schloss die Kleiderschränke und räumte seine Einkäufe in Kühlschrank und Küchenregal. Vielleicht ein Verbrechen? Grausame Ermordung einer Mittfünfzigerin in Berlins Norden? Nö, dann hätte sie ihre Sachen nicht mitgenommen. Hatte sie auf ihre alten Tage noch einen knackigen Liebhaber aufgetan und war mit ihm durchgebrannt? Der Gedanke stieß ihn ab. Nicht doch seine Freda! Klopapier ins Bad geräumt. Das würde nun doppelt so lange reichen, jetzt, wo er alleine war. Hatte auch seine Vorteile.

Dann machte er es sich vor dem Fernseher gemütlich. Zum ersten Mal in seinem Leben würde niemand dabei zetern!
Er seufzte zufrieden.

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