Berliner Gelassenheit

Das muss man sich mal vorstellen: Ganz Berlin müsste sozusagen im Chaos versinken, kein Bus, keine U-Bahn, keine Straßenbahn fährt mehr! Aber Chaos? Na ja. Sicher, auf der Karl-Marx-Straße hier um die Ecke war Freitagnachmittag ein heftiges Gedrängel und Gehupe, und morgens standen viele Menschen recht verzweifelt vor dem geschlossenen U-Bahn-Eingang. Und doch. Der wilde Aufschrei der gesamten Stadt blieb aus. Im sicheren Schwabenland hätten sich bestimmt viel mehr Menschen ereifert und diskutiert und gelärmt. Hier aber sitze ich in meiner bequemen S-Bahn, die Leute lesen und dösen wie gewohnt, ja der Zug ist sogar leerer als sonst und ich schaffe es gemütlich von Neukölln bis an den Zoo. Ein paar kleine Abweichungen wie ein zaghaft gefragtes „Gehts hier zum Savignyplatz?“ beim ungewohnten Umsteigen am Westkreuz fallen nicht ins Gewicht. Wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen! Und die Fußgänger, die nun an den großen Straßen entlang durch die Stadt pilgern, machen auch keinen so frustrierten Eindruck. Soll ja auch mal gesund sein, ein Stückchen zu gehen.

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