Ende der Freundlichkeit
Hier in Neukölln gehts ums Überleben, ganz klar. Da kann auch kein Fahrradfahrer Rücksicht nehmen, auch nicht auf dem Bürgersteig, schließlich ist er ja in wichtiger Mission unterwegs und muss auch lichtlos durchgelassen werden. An diese Regel halte ich mich als Fußgängerin meistens – ist ja auch lästig, bei jedem Vorbeiraser die Stirn zu runzeln, auch wenn man vor Schreck am liebsten in einen Hauseingang springen würde. Der weiß schon, was er tut.
Neulich aber musste ich mich selbst auf mein Radl schwingen! Brav mit Licht und Umsicht zuckelte ich los. An lebensgefährlichen Stellen (Karl-Marx-Straße in der Nähe der S-Bahn) erlaubte ich mir auch, langsam über den Bürgersteig zu rollen, wo er breit genug war, schließlich wollte ich nicht von den Autos zermalmt werden! Beim Anblick einer älteren Frau drosselte ich brav mein Tempo auf Null, nur damit die keinen Schreck kriegte, bin ja ein netter Mensch. Bis dahin. Die keift mich prompt an, dass man ja wohl auch mit Licht fahren könne – reizend! Mein Licht war ja nur nicht sichtbar, weil ich ihretwegen stand! Gaaahh!!!
Da war ich dann nicht mehr nett. Blöde Kuh.