Mal wieder in der U8

Manche fahren Sonntagnachmittag raus in die Natur und tun sich und ihren Lieben etwas Gutes. Dazu hat es bei uns heute nicht gereicht – ich bin nur ein Stückchen mit der wundervollen U8 gefahren, Abholdienst für die Jugend. Aber was für ein Klasse Publikum! Vergesst den Wald, der wahre Dschungel ist hier.
Ich saß schon ein paar Minuten und wartete auf die Abfahrt; der kleine arabische Junge mir gegenüber starrte gebannt nach draußen (Na ja, der Bahnsteig Hermannstraße hat schon was) und antwortete konsequent auf alles, was sein Vater ihm auf Arabisch sagte, auf Deutsch. Toll, der Kindergarten wirkt! Stimmung kam auf, als eine Frau mit einem Mops auf dem Arm einstieg. Verschreckte Kulleraugen, Kindchenschema pur, und ein junger Russe, der augenblicklich durchdrehte. „Bitte, setzen Sie sich zu mir, bitte bitte, ich liebe Hunde, kann ich ihn mal streicheln, nur einmal soooo über den Kopf, bitte!!!“ Die Frau, sichtlich genervt, ging in keiner Weise auf die Bitte ein, das Genörgel ging lautstark weiter. „Bitte!!“ Der kleiner Araber machte das schon richtig gut nach, bitte!!!, der Vater grinste und verdrehte die Augen, die junge Araberin neben mir, wohl die Mutter, seufzte auch genervt, ein Afrikaner mit perfektem Deutsch, schon etwas älter, knurrte etwas über Verrückte, und ich grinste in die Runde. Ja, so muss das sein, das ist Berliner Solidarität pur! Als dann noch eine Großfamilie mit verhüllter Mama reinstömte und sich die sieben dunkelgelockten Kinder überall im Wagen verteilten, allein vier neben mir auf der Bank, da war die Stimmung perfekt.
Wer will denn da noch im thoitschen Wald Frühlingsluft schnuppern? Hier ist das Leben!

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