Wunderlauch

Donnerstag, 08. April 2010 19:35

Man muss hier nur aus dem Haus gehen, ein bisschen die Straße runter und dann in den Wald: Schon beginnt der Wohlduft. Im Plänterwald bedecken riesige grüne Teppiche bestehend aus „Berliner Bärlauch“, auch Wunderlauch genannt, den Waldboden und machen Lust aufs Pflücken und Mitnehmen. Und er ist essbar! Gestern: Vom Meisterkoch klein geschnippelt, in Butter gedünstet, mit Zwiebel ergänzt, mit Nudeln, Parmesan und frischem Pfeffer genossen. Klasse!

Der Samstag zwischen Karfreitag und Ostern

Sonntag, 04. April 2010 12:43

Wer sich an diesem Tag auf die sowieso belebte Karl-Marx-Straße in Neukölln wagt, muss wissen, worauf er sich einlässt. Alles zwängt und drängt sich, der letzte Schoko-Hase ist längst weg, die Schlangen an den Kassen sind mörderisch und der Salat beim Türken kostet heute 2,45 €.
Das Gute dran: Jetzt weiß ich wieder die liebliche Ruhe der Baumschulenstraße zu schätzen. Außerdem – so ein bisschen Trubel braucht der Mensch, oder nicht? Das ersetzt uns doch den einstigen Überlebenskampf auf untergehenden Schiffen und brennenden Schlachtfeldern. Auch den fehlenden hunnischen Horden muss keiner mehr nachtrauern.

Wieder in der U-Bahn: Liebt mich, hasst mich, lasst mich in Ruhe!

Freitag, 02. April 2010 13:47

Wenn mein Buch ausgelesen ist, muss ich mich unterwegs auch mal notgedrungen mit meinen Mitmenschen beschäftigen. Nicht unbedingt beglückend in dieser Großstadt. Schon allein die Frisuren. Manche wollen es offensichtlich allen recht machen. Die Haare sitzen nett und addrett, ein niedliches Strähnchen links, ein Löckchen rechts. Diese Leute achten darauf, nicht zu viel Platz in Anspruch zu nehmen und rechtzeitig an der Tür zu stehen.  Andere haben völlig irrsinnige Frisuren. Ist das jetzt eine Plastikschicht oder sind das straff gekämmte, geölte Haare? Vielleicht irgendeine Krankheit? Und dann gibt es die Dreisten. Haare strubbelig, müffelig, schrill. Sitzen: Breitbeinig. Rucksack: Bei mir im Gesicht. Kaffee in der Hand: Gefährlich schwappend.
Abgesehen davon liegen viele einfach irgendwo dazwischen .

Gedanken zur Matthäus-Passion

Sonntag, 21. März 2010 14:51

Es ist schon schöne Musik, keine Frage. Gestern im Konzerthaus konnte sie mich wirklich berauschen. Wunderbare Solisten, tolles Orchester, ein eifriger Chor (mit mir;) und ein andächtiges Publikum … aber mal ehrlich: Muss das wirklich so lang sein? Könnte man nicht, ohne Bach zu nahe zu treten, diese ewig langen Passagen, bei denen man sowieso kein Wort versteht, rausschmeißen und nur die fetzigen Teile drinlassen, gestutzt auf sagen wir mal erträgliche 80 Minuten? Das würde dann in etwa so aussehen:

Chor: Kommt helft mir klagen!

Evangelist (=Erzähler): Bald ist Ostern und Jesus wird gekreuzigt!

Chor: Herzliebster, was hast du verbrochen?

Stücke aus den Rezitativen: Buß und Reu, knirscht das Sündenherz entwei …

Jesus (mit Heiligenschein in Form von Geigen): Einer unter euch wird mich verraten!

Chor: Herr! Bin ichs? Bin ichs???

Erzähler: Und die Hohenpriester und Ältesten legten die Hände an Jesum und ergriffen ihn.

Chor: Sind Blitze, sind Donner in Wolken verschwunden!

Pilatus: Was soll ich denn machen mit Jesu?

Volk: Lass ihn kreuzigen!

Seelenschmerz – Jammer – Martersäule – Tränen – Wunden bluten …

Erzähler: Da speieten sie aus in sein Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten …

… dreißig Silberlinge … und erhängete sich selbst …

Volk: Lass ihn kreuzigen!!!

O Geißelung, o Schläg, o Wunden!

Jesus: Eli, Eli, lama asabthani?
Mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Erzähler: … und verschied.

Chor: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn!

Chor: Wir setzen uns mit Tränen nieder und rufen dir im Grabe zu:
Ruhe sanfte, sanfte ruh!

Arme Lerner

Mittwoch, 17. März 2010 17:57

Immer wenn ich eine neue Klasse habe, wird mir wieder klar, wie schwer die deutsche Sprache ist. Gerade für Anfänger! Schon allein so kleine Wörtchen wie „sie“ und „ihr“ können einen doch in den Wahnsinn treiben, oder? Hier ein Beispiel, das alles klären soll …

Ihr Vater wollte ihr helfen, ihre Stereoanlage zu reparieren, deshalb brachte sie sie ihm und er sah sie sich genauer an. Aber was war das? Sie war ja völlig verstaubt! Das war ihr natürlich peinlich und sie errötete zart. „Ihr habt heutzutage keinen Respekt mehr vor euren teuren Geräten“, brummelte ihr Vater und schob sie mürrisch zur Seite. Dann stellte er die Anlage auf seine Werkbank, nachdem er sie freigeräumt hatte, und schraubte so lange an ihr herum, bis sie wieder Musik von sich gab, die alles übertönte. Sie freute sich riesig und nahm sie wieder mit in ihr Zimmer. Der Vater aber sah ihr hinterher und seufzte nur. Es sei noch hinzugefügt, dass sie sich oft über ihr Zeugs stritten.

Und Sie, glauben Sie, Sie können Ihr Deutsch mit so einem Unsinn verbessern?

Du, dein und dir. Ganz klein.

Donnerstag, 11. März 2010 18:42

Es ist schon ulkig, dass die Werbung sich jetzt an einem großen „Dich“ und „Du“ auf Plakaten, in Anzeigen festklammert, als ob die Firmen Kunden verlieren würden, wenn sie einen Leser ganz normal mit einem kleinen „du“ ansprechen würden. Wie es ja richtig wäre. Vielleicht haben die Texter einfach panische Angst, es sich mit jemandem zu verderben? Tja, mit mir haben sie es schon … Schreibt „du“ klein! Bitte!
Dann kaufe ich euch auch gerne euren Quatsch ab.