Andreas 11

Heute: Ausnahmsweise Turnunterricht in der 3b. Andreas hasste das, aber er musste eine kranke Kollegin vertreten. Schon als er sich der Turnhalle näherte und die wüsten Schreiereien der lieben Kleinen hörte, wurde ihm übel. Warum tat er sich das Jahr für Jahr an? Er schloss die Tür auf, während Marvin seinem Vordermann Ben die Schultasche in den Rücken rammte. Reizend.

Der Mann, der den Breitscheidplatz überquerte, wusste genau, was er tat. Nein, kein Irrer war hier unterwegs, kein Psychopath. Sondern ein Mensch, der zu lange untätig gewesen war und jetzt endlich das tat, was schon lange fällig war: Zeichen setzen. Auch wenn sie mit Blut geschrieben waren. Vielleicht konnten die Menschen das endlich lesen.

Die Märzsonne drängte durch die Fenster in die Turnhalle und Andreas stand da in seinem ausgebeulten Trainingsanzug, eine Trillerpfeife in der Hand – die hatte er sich extra zu diesem Zweck gekauft und freute sich heimlich, wenn die Jugend zusammenzuckte. Heute wollte er sie die Seile hochschicken. Das würde ihnen schon zeigen, dass es noch Grenzen gab!
Während sich einer nach dem anderen abmühte, mehr als einen Meter Abstand vom Boden zu gewinnen, malte er sich aus, was ein schlecht gelaunter Finsterling unter den Massen am Ku’damm alles anrichten konnte. Er musste unwillkürlich grinsen.

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