Tunis 13 1/2
Zurück nach Deutschland! Es ist schon seltsam, wenn man morgens noch die tunesische Hitze spüren kann und dann abends im kühlen Berlin fröstelnd am Rechner sitzt und sich daran erinnert. Alles ist komisch! Selbst an meine Tastatur muss ich mich erst wieder gewöhnen, nachdem ich den Stress in Tunis überwunden habe.
Ich erzähle jetzt nichts von meiner nächtlichen Fahrt zum Flughafen von Tunis oder von meiner heutigen Alpenüberquerung, vom mickrigen Kuchen im Flieger und Menschenmassen in Milano beim Umsteigen; vom Kälteschock bei meiner Ankunft und von meinem ersten Döner wieder in der Heimat auch nicht. Ich war ja nun nicht monatelang unterwegs sondern nur zwei erfüllte Wochen! Was ich aber heute am frühen Abend noch brauchte, das war mein Abendspaziergang durch die Stadt; und wenn ich die Medina heute nicht haben konnte, so sollte es eben die Karl-Marx-Straße in Neukölln sein! Und oh Wunder: auch hier finde ich ja komische kleine Geschäfte mit Krimskrams; einen Wasserpfeifenladen; muslimische Männer, die am Straßenrand sitzen und ihr Schwätzchen halten; arabische Mütter, die ihre Kinder ankeifen, nur sagen hier die Kinder: Mama, ich will aber nicht … Übrigens klingt das Arabisch auf der Straße hier härter als in Tunesien, finde ich, dazu kommt noch das in meinen Ohren melodiösere Türkisch. Der (türkische) Gemüsehändler schäkert mit einer (deutschen) Kundin. Und ein paar abgestürzte (deutsche?) Typen sitzen am Balkan-Imbiss rum, die obligatorische Bierdose in der Hand. Ich besorge mir im türkischen Supermarkt Schafskäse fürs Abendessen.
Eine Stunde gebe ich mir für diesen Abendspaziergang und anschließend weiß ich: Hey, ich bin wieder zu Hause! Und Tunesien ist gar nicht mehr so fern.