Kladow – wo liegt das denn?

Manchmal ist es gar nicht so schlecht, sich ohne eingeschaltetes Mobiltelefon zu einem Termin zu begeben: So erfährt man eventuell zu spät von einer Änderung – und kann dann mal so richtig spontan sein! Wie ich gestern.
Freitagnachmittag, halb drei, S-Bahnhof Wannsee. Was mache ich bloß? Ich schwinge mir meinen Rucksack mit den ganzen Büchern auf den Rücken und gehe zum Hafen runter. Mal sehn … leichte Bodenseegefühle kommen auf. Dazu Sonne, Schäfchenwolken, traumhafte Temperaturen und ein leichter Wind. Nö, da will ich nicht gleich wieder zurückrasen und mich zwischen die Häuserzeilen klemmen. Stattdessen sehe ich mir die Schiffe an. Eine 4-Seen-Rundfahrt? Muss nicht sein. Ich gehe weiter und sehe eine recht lange Menschenschlange vor einem recht kleinen Schiffchen. Gibts da was umsonst? In der Tat! Von den Wartenden erfahre ich, dass das die Fähre nach Kladow ist! Das finde ich aber mal nett. Zwanzig Minuten darf ich mit meiner BVG-Monatskarte über den See tuckern und mir die grünen Ufer ansehen, ohne etwas bezahlen zu müssen. Danke für diese Erfindung! Ich setze mich also neugierig an Deck und genieße das Wetter, die Schiffchenfahrt und meine unerwartete Freiheit. Wir legen schließlich auf der anderen Seite an und ich mache meine ersten, zögerlichen Schritte am Ufer entlang. Schön! Und ruhig und leer und spätsommerlich. Altmodische Häuschen und Villen, aber auch Zugang zum See, entspannte Spaziergänger und Einheimische. Was hatte mir die Frau in der Warteschlange auf meine Fragen nach Kladow gesagt? Dorfidylle und Spießer könne ich sehen. Na denn – heute nichts dagegen.
Wenn ich groß bin, will ich auch Spießer sein …
Und soll ich wieder die Fähre zurück nehmen? Ich entdecke eine Bushaltestelle: Der Bus fährt bis Spandau, es gibt sogar einen bis zum Zoo, aber der ist gerade weg. Also sehe ich mir die fremde Landschaft mal vom Oberdeck an, ganz vorne ist auch noch frei.
Ich genieße diese Fahrt, diesen Nachmittag, kann sogar Spandau besichtigen, und komme todmüde gegen sechs wieder heim. Wieder kaum gearbeitet … aber gelebt. Ist auch viel besser.

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