ganz doll cool – in Neukölln

Als türkischer Jugendlicher in Neukölln hat mans aber auch nicht leicht! Man kann nicht einfach nur die Karl-Marx-Straße entlangschlendern, nee. Man muss sich das Handy lässig ans Ohr drücken und wilde türkische Diskussionen bestreiten, zwischendurch kräftig ausspucken und einen Gang zeigen, der so verwirrend breit- bzw. o-beinig ist, dass man als Betrachterin schon nachdenklich wird. Ist das noch gesund? Ist irgendwas los mit seiner Männlichkeit? Dazu trägt er die zurzeit obligatorische Kapuzenjacke, wahlweise in Schwarz oder gestreift, die sind ganz in. Ob Stoffjacken bei Regenwetter cool bleiben, ist Nebensache.
Die Straße überquert er nicht etwa bei Grün, nein, bei Rot und intensiver Handybeschallung, sodass der heranbrausende Autofahrer zaghaft stehen bleibt, man kann ja nie wissen. Unser Freund wirft ihm nur einen ärgerlichen Blick zu und schwingt sich dann lässig über das Geländer am Straßenrand, weil ja Absperrungen nur verklemmte Spießer und Deutsche abhalten, nicht aber unseren jugendlichen Helden aus der Türkei.
Schade irgendwie, dass er nicht auch zu Hause mutig der Mutti den Müll runterbringt, sondern schon hier das Machodasein probt. Zumindest, solange Papa nicht zu Hause ist.

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