Ich habe Wei Ling Yi persönlich gesehen

oder auch

Ein Heiliger kommt nach Metzingen

Qi Gong ist eine wunderbare Sache. Durch spezielle Bewegungen kommt mein Qi, meine inneren Energieströme, ins Fließen und ich werde gesund. Oder zumindest etwas gesünder. Oder besser.

Das lehrt mich mein Volkshochschul-Qi-Gong-Kurs jede Woche und es tut gut. Deshalb hat mich die Begeisterung meiner Lehrerin sofort mitgerissen, als sie erzählte, ihr Meister, ein Großmeister aus China, würde tatsächlich nach Metzingen kommen!

Nach einigem Zögern (36 Euro sind keine Kleinigkeit) beschloss ich, an dem Seminar teilzunehmen. Seminar klingt ja schon ein bisschen nach Erleuchtung und von elf bis vier kann man einiges erwarten. Die Wissenschaft, zu der ich mehr erfahren wollte, heißt übrigens Yi Xue – Yi steht für Eins, Einheit, Ganzheit und Xue ist die Wissenschaft.

Der Pavillon der Musikschule war gut gefüllt und ich setzte mich möglichst weit vorne hin. Man will ja was sehen. Und hören. Ich erhoffte mir Inspiration geistiger und körperlicher Art – ein paar Übungen direkt vom Meister gezeigt hätten mir gut getan. Aber auch das vierstündige Sitzen brachte natürlich Einsichten. Außerdem konnte ich mein chinesisches Hörverstehen etwas auffrischen.

Zunächst erhöhte sich die Spannung, bis der Meister endlich in den Raum trat. Wir wurden aufgefordert zu klatschen – ich war sofort bereit für einen frenetischen Applaus, aber nein – es wurde einheitlich geklatscht- alle zusammen im selben Rhythmus. Daraufhin erschien er strahlend.

Vorne im Raum war ein altarähnlicher Tisch aufgebaut. Mit Kerzen, weißem Tischtuch und Lotusblüten aus Plastik zur Veranschaulichung unseres inneren Lotus. Das ist so ähnlich wie unsere Seele.

Und der Vortrag begann. Ich lernte, dass der Meister ein Heiliger ist und wir alle danach streben sollten, Heilige zu werden. Ich erfuhr, dass auch mein Hund danach strebt, eine höhere Ebene zu erreichen, mindestens die Menschenebene. Er zieht deshalb Energie von uns ab und man sollte seinen Hund nicht mit ins Bett nehmen. Ich lernte auch, dass unsere Krankheiten unsere eigene Schuld sind und wir einem ärztlichen Attest nicht glauben sollten. Eine positive Einstellung uns selbst gegenüber, die richtigen Übungen und Sprüche – und schon sind wir geheilt. Auch Wei Ling Yi kann uns aus der Entfernung heilen – wir müssen uns aber auf ihn einlassen und sein Angebot annehmen. Gegen Alterserscheinungen hilft der Spruch: Bu lao – ich bin nicht alt! Es war beeindruckend. Ich fühlte mich blitzschnell verjüngt, zumal das duchschnittliche Alter der Anwesenden weit über meinem lag. Das hilft immer.

Nach zwei unterhaltsamen Stunden, in denen der Meister köstliche Schauspieleinlagen gab – er als Kranker, Alter – plötzlich geheilt und jung – wurde noch eine alte Frau auf die Bühne gebeten. Sie erzählte begeistert, wie sie zu Wei Ling Yi und seiner Lotusgruppe gezogen war und ihr Haus und ihr Sparbuch losgelassen habe … Sie wirkte sehr glücklich. Und erzählt das auch auf anderen Seminaren in den USA und China.

Dann kam der Höhepunkt der Veranstaltung. Das Buffet. Danke an all die fleißigen Frauen, die gekocht und vor allem gebacken haben, um uns in der Mittagspause zu stärken! Das Spendenkässchen neben den Speisen galt dem Aufbau des neuen Lotuszentrums im Osten. Eine Chance, den Meister vielleicht unter vier Augen etwas (auf Chinesisch) zu fragen, gab es auch in der Pause nicht. Schade irgendwie.

Am Nachmittag sahen wir ihn auch nicht mehr. Seine Gefährtin erzählte uns in ähnlicher Manier ähnlich wichtige Dinge, bis wir kurz vor vier das Lied „Bu Lao“ noch einmal singen durften.

Immerhin gab es ganz zum Schluss ein paar Dehnungsübungen unter Anleitung einer hiesigen Qi-Gong-Lehrerin, was mir half, das stundenlange Sitzen gut zu überwinden, negative Energien abzuleiten und kosmische Strömungen aufzunehmen. Wir erfuhren noch schnell etwas über das Mutter-Erde-Festival in Berlin Ende August, dann mussten wir uns trennen. Unter einheitlichem Klatschen wurde dann auch die Heilige verabschiedet und wir gingen nach Hause. Oder ins Outlet.

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