Archiv für die Kategorie 'Fiktion'

Nur mal eben die Wäsche aufhängen

Donnerstag, 22. Februar 2007

Eigentlich hätte sie es wissen sollen. Spät am Nachmittag Wäsche zu waschen konnte nur eins bedeuten: Ärger. Schon allein wegen der Dunkelheit.
In der Tat war es stockdunkel, als sie schließlich den schweren Korb nach oben auf den Dachboden trug. Sicher, es hätte wohl früher klappen können; aber da war dann dieser nette Anruf gewesen. Und noch ein Tässchen Tee. Und nun hatte sie den Ärger.

Es ist in diesem Haus nicht so, dass die Nachbarn sich über irgendetwas aufregen würden, nein. Die sind es nicht.
Man sieht sie nicht. Aber sie verteidigen eifrig ihre Dunkelheit und den Dachboden bei Nacht. Dabei war es doch höchstens 19 Uhr! Aber Logik hilft bei solchen Wesen wohl nicht.
Es fing an mit ekligen Geräuschen. Das kannte sie schon, und sie beachtete sie nicht. Dann kam das huschende Getrappel über den Holzboden. Sehr lästig, wenn man so allein da oben eiskalte, feuchte Unterhosen auf die Leine hängt.
Danach fingen sie leise kichernd an, kleine Wäscheteile aus dem Korb zu reißen und auf den Boden zu werfen. Ärgerlich! Der Boden ist nämlich überaus staubig, weil niemand sich dort für die Sauberkeit zuständig fühlt.
Sie wurde immer wütender, was immerhin ihre Angst vertrieb. Sie peitschte mit einer nassen Socke durch die Luft, was ein kreischendes Aufheulen verusachte. Jetzte konnte sie schon grimmig lächeln. Was, wenn sie einmal das Dachbodenfenster öffnete? Das Gitter konnte man ganz leicht lösen. Dumm wie sie waren, konnte der Plan klappen. Jetzt davor auf und ab gehen …
Und es klappte. Man hörte an jenem Tag ein seltsames Pflatschen auf der Straße, aber niemand sah etwas Besonderes. Von da an wusch sie fröhlich pfeifend sogar noch spät abends und hängte ihre Wäsche um Mitternacht auf. Ha! Denn wer zuletzt lacht …

Allerdings soll es in der Nachbarschaft seitdem einige Veränderungen gegeben haben. Aber davon ein andermal.

Vor dem Sturm

Mittwoch, 14. Februar 2007

Noch ist alles ruhig, aber wir müssen auf das Schlimmste gefasst sein. Notwendige Vorkehrungen: Einkauf der Nahrung; denn Verhungern wäre entsetzlich. Hungrige Monster, die sich auf uns stürzen!
Die Räumlichkeiten müssen auf die Invasion vorbereitet werden. Zerbrechliches und Meerschweinchen verstecken. Ungesunde und daher beruhigende Esswaren an exponierten Stellen deponieren, um den Feind zu besänftigen. Vielleicht positiv beeinflussende Fahnen schwingen oder Girlanden anbringen? Klänge bereithalten, die die Massen gütig stimmen. Noch ist Zeit für alle Vorbereitungen, noch ist nichts verloren! Alles könnte gut werden. Da heißt es am Ende nur noch: Augen zu und durch.
Auch das werden wir schaffen, und vielleicht werden wir als neue Menschen aus dieser schweren Zeit hervorgehen!
(Blabla Gelaber; ich müsste mal langsam loslegen)

Schließlich ist nur einmal im Jahr Kindergeburtstag.

krank

Dienstag, 13. Februar 2007

Eigentlich hatte die Regierung mit Bomben gerechnet, mit Gift im Trinkwasser vielleicht, oder mit der Zerstörung der Internetverbindungen. Doch ein kleines Virus sollte schließlich das ganze System aus den Angeln heben.

Erste Symptome: Schnupfen. Halsschmerzen, Husten. Ein glasiger Blick und die bleiernde Schwere in allen Gliedern würden zunächst nicht auffallen. In der U-Bahn ein Nieser links, ein Hüsteln rechts: Das ist normal im Februar, das kennt man schon. Keiner schöpft Verdacht. Dass dieses Virus anders war als bisher, würde man erst merken, wenn es zu spät war. So der Plan. Am Ende: Ganz Berlin ein einziges riesiges Krankenlager. Und das Böse hätte leichtes Spiel.

Doch es sollte anders kommen. Ein Zehnjähriger rettete schließlich Berlin, Deutschland – und die Welt. Wir wissen nicht, wie er das machte. Wir empfehlen bei Grippe und Erkältungen: Egal! Das wirkt immer.

Albtraum einer Lehrerin

Mittwoch, 31. Januar 2007

Was, wenn sich plötzlich alle gegen die Lehrerin wenden würden? Wenn sich die Schüler weigern würden, das Buch zu öffnen, den Text anzusehen, die Übungen zu machen? Chaos und Anarchie! Vielleicht ist sie an diesem Tag müde und erkältet. Sie betritt das Klassenzimmer und ihre (übrigens erwachsenen) Schüler haben schon diesen seltsamen, erwartungsvollen Blick! Dann gehts los. Einer wirft gelassen sein Kaugummipapier auf ihren Tisch. Eine setzt ihre Ohrstöpsel ein, um kreischende Musik zu hören. Zwei sinken auf die Tischplatte und schlafen ein. Und währenddessen bemüht sich die da vorne verzweifelt, die Aufmerksamkeit ihrer erlesenen Gäste zu erringen. Nichts. Kein Erfolg. Irgendwann bricht sie schluchzend zusammen, oder sie verlässt den Raum.
Und was weiter? Grinsen auf den Gesichtern der Zurückgebliebenen. April, April! Oder so was Mieses.

Nur gut, dass das nur ein Traum ist. In Wirklichkeit hängen sie natürlich an ihren Lippen und der Unterricht ist ein einziges Fest der grammatikalischen und sonstigen Erleuchtung!

Ansichten eines etwas anderen Kontrolleurs

Montag, 29. Januar 2007

Ich hasse diesen Job. Warum muss ausgerechnet ich jetzt hier stehen und den Leuten zeigen, dass sie böse Schwarzfahrer sind? Ich werde mich erstmal setzen und abwarten. Unauffällig bleiben! Sehen die mich nicht irgendwie komisch an? Die können das aber nicht wissen, dass ich einer von denen bin. Nein, ausgeschlossen. Meine Hände zittern schon wieder.
Schon die Ausbildung war so übel, ich will gar nicht mehr daran denken. „Bloß nicht erweichen lassen!“, ich hätte kotzen können. Hab ich dann ja auch. Warum kuckt der immer so? Macht mich ganz nervös! Ich will das nicht. Immer wenn Oskar wieder losdröhnt mit seinem „Die Fahrausweise bitte!“, dann wird mir ganz schlecht. Gut, dass das keiner weiß, ich brauch diesen Job, verdammt. Es geht wieder los! So, freundlich lächeln, die wollen ja eigentlich nur ihre Ruhe, ist ja auch eine schlechte Tageszeit für eine Kontrolle, so früh morgens. Wieso zerrt der jetzt so panisch an seiner Tasche rum, ich will ihn doch nicht abmurksen, Herrje. Und die Augen von dem, richtig fertig ist der ja. Was mach ich bloß? Erstmal die anderen ansehen, ja, so ist’s recht, jeder hat eine geltende Monatskarte, so liebe ich das. Was, der findet sie immer noch nicht? Ich werd erstmal da hinten kontrollieren. Ach, ich hasse das. Außerdem ist heute Montag und mein Geburtstag. Vergessen wir den einfach! Hihi. Ich denke mal, Oskar hat nichts gemerkt. Guuut so. Das ist jetzt mein kleines persönliches Geschenk. Dumdidumm … Manchmal finde ich den Job gar nicht so schlecht!

Ansichten eines Kontrolleurs

Sonntag, 28. Januar 2007

(bloß ausgedacht, ehrlich)

Mist, heute muss ich wieder die U7 hinterm Hermannplatz machen, das nervt voll. Warum kriegen immer die anderen die schnieken Gegenden ohne jeden Schwarzfahrer? Echt jetzt. So, drin wär ich schon mal, Bruno steht drüben. Gut, dass ich das nicht allein machen muss, das würde mich voll fertig machen. Was, wenn sich alle Leute gleichzeitig weigern würden, ihre Fahrausweise zu zeigen? Ich wäre erledigt. Und mein Therapeut hätte verdammt viel zu tun! Okay. Wir fahren heute erst ein Stück, dann ist die Überraschung größer. Ha! Könnte doch wetten, dass der schwarzhaarige Typ da keinen Fahrschein bei sich hat. Und die Mami mit ihren Gören? Eins ist noch klein, okay, aber der Junge ist garantiert über fünf. Muss ich unbedingt nachfragen. Igitt, dann immer das verlogene Gejammer: „Aber mein Kind ist erst fünf, wirklich, immer haben wir diesen Ärger, weil er älter aussieht!“ Bla bla blaa. Mir gehn die alle auf den Keks. Wieso kaufen die nicht einfach eine Fahrkarte und verschonen mich mit ihren idiotischen Geschichten? „Huch, ich habe meine Monatskarte in der anderen Tasche, oh Gottogott!“ Ich kanns nicht mehr hören. Solln se doch zu Hause bleiben, wenn ihnen das zu teuer ist! Neulich wollte mir einer doch glatt durch die Lappen gehen und abhauen! Aber nicht mit mir. Gleich gegriffen hab ich mir den! Da kam sogar noch die Polizei dazu, au Mann wasn Theater.
Gut, Bruno gibt mir das Zeichen. Aufstehen, finsteren Blick aufsetzen, damit keiner aufmuckt: „Guten Tag, Fahrscheinkontrolle, die Fahrausweise bitte!“
Was will der Typ von mir? Meine Kontrollberechtigung sehen? Hat der sie noch alle? Verdammt, wo hab ich bloß diese dämliche grüne Karte hingesteckt, gerade war sie doch noch da? Das gibt es doch nicht! Und wieso glotzen die jetzt alle so? Ein dämliches Grinsen da hinten, na, der wird was erleben! Wenn ich erstmal meine Karte habe … Bruno sieht nicht sehr zufrieden aus. Mist, das wird wieder Ärger geben … wie neulich, als mir die Hand ausgerutscht ist … Mist …