Auf meinen Wegen durch Berlin gehen mir immer wieder Gespräche durch den Kopf, die ich mit Leuten führen würde, wenn ich in bestimmten Situationen wäre. Was aber nie passiert. Ein Beispiel:
Ich gehe eilig die Karl-Marx-Straße entlang. Die nächste S-Bahn könnte ich eventuell noch kriegen. Fantasie:
Reporter springt auf mich zu: Entschuldigen Sie bitte, dürften wir Ihnen ein paar Fragen zur aktuellen Lage stellen? Was sagen Sie zu …
(je nachdem, was gerade aktuell ist. Gestern Doping, heute ein gefasster Kinderschänder)
Ich: Nö. Keine Zeit.
Reporter: Aber das ist doch wichtig! Nur ganz kurz!!
Ich: Ach was. Übertreiben Sie nicht. Das interessiert keinen Menschen. (Und weg bin ich)
(Die sollen endlich kapieren, dass sie sich nicht so wichtig nehmen sollen!)
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Oder, in der S-Bahn sitzend, stelle ich mir folgenden Dialog vor:
Ich: Sagen Sie mal, finden Sie es gut, wie Sie Ihr Kind behandeln?
Blöde Mutter: Wat jet Sie denn det an, was ich mit meim Kind mache?
Ich: Nun, ich mache mir so meine Gedanken. Sieht traurig aus, die Kleine.
Blöde Mutter: Ach was, die is einfach doof, det Jör.
Ich: Hm.
Blöde Mutter: Wat soll det heißn, „hm“? Denkn Se, ick bin ne schlechte Mutta? He, Sie, wat denkn Sie denn darüber?
Älterer Herr: Also mir tut das Kind leid.
Punk: Die Alte hat doch voll einen an der Schüssel, ihr Kind so zu quälen!
Blöde Mutter: Ach Quatsch, ihr habt doch alle keene Ahnung. Det hör ick mir nicht länger an, ick steig hier aus! Komm endlich, Jessica, die spinnen alle, die Leute …
Jessica: Warte, Mama, nicht so schnell, hier is doch noch gar nich Hermannstraße! (Grinst verschwörerisch und steigt dann mit der Mutter aus)