Archiv für die Kategorie 'Fortsetzungsroman'

Andreas 2

Samstag, 17. März 2007

Im Klassenzimmer herrschte wie immer Chaos, als Andreas versuchte, sich auf das ganz Wichtige zu konzentrieren: Sein Werk.
An der Tafel entstanden nachlässig Wörter, Der Fluss, fließen, geflossen, nass, heiß, wild … Einige Schüler meldeten sich eifrig und hätten gerne gewusst, was „nass“ mit „wild“ zu tun haben sollte, aber er war nicht ansprechbar. Die ersten Worte wollten heraus! Und natürlich sollten die ersten Worte seines Buchs fesselnd sein, vielversprechend, gleich der richtige Sprung in die richtige Mischung!

Ein nächtlicher Spaziergang würde ihm gut tun, dessen war er sich gewiss. All die wüsten Gedanken, die er soeben mit ihr verwirklicht hatte, mussten in den lauen Frühlingsabend hinaus!

Vielleicht doch ein wenig zu schwülstig? Das sollte nur die Vorbereitung für den ersten Mord sein. Denn Morde sollte es natürlich jede Menge geben, und einen Kommissar, der sich wohltuend von allem Bisherigen abhob. Oder lieber doch eine Kommissarin? Ja. Sexy, unkonventionell, dreist. Schnappt sich die Männer, wie die es gerne hätten. Auch wenn es womöglich nur verklemmte Grundschullehrer waren. Die sagte ganz einfach „Hey, komm, wir machen es einfach“, und dann gings los.

Die Klasse warf mit kleinen Papierkügelchen nach ihm. Er aber merkte nichts.

Andreas 1

Freitag, 16. März 2007

Als er an jenem Morgen aufwachte, wusste er es: Er würde etwas wirklich Großes schaffen! Den fantastischen Roman. Die fesselnde Geschichte, für die Leute ihre U-Bahnstation verpassten. Einen Krimi mit Blut und Herzblut und Sex und Crime! Mit allem, was das Volk begehrte.
Dumm nur, dass er an jenem Morgen erst einmal seine 3b unterrichten musste. Also verschob er das großartige und preiswürdige Projekt auf den Nachmittag.
Vor seinen Augen stapelten sich schon die Bände mit seinem Namen im Eingangsbereich der großen Buchhandlungen. Mit diesen berauschenden Bildern vor Augen fiel es ihm leichter, seinen Stehplatz bis Innsbrucker Platz zu behaupten.

Schon an diesem Tag merkte er, dass sich sein Leben verändert hatte. Er sah die Welt plötzlich mit anderen Augen: Die Frau mit den Hyänenhaaren wurde gedanklich ebenso verarbeitet wie das junge Mädchen, das direkt vor seinen Augen in der S-Bahn ihren dicken Roman beendete, das Buch zuschlug und aufblickte. Direkt in seine Augen. Er lächelte ihr kurz und verständnisvoll zu, denn ein solcher Augenblick ist immer etwas Besonderes: Der Abschied von einem liebgewonnenen Begleiter. Auch er würde nun einen solchen Begleiter schaffen!
Beschwingt betrat er an jenem Tag das Klassenzimmer.