Andreas 1
Als er an jenem Morgen aufwachte, wusste er es: Er würde etwas wirklich Großes schaffen! Den fantastischen Roman. Die fesselnde Geschichte, für die Leute ihre U-Bahnstation verpassten. Einen Krimi mit Blut und Herzblut und Sex und Crime! Mit allem, was das Volk begehrte.
Dumm nur, dass er an jenem Morgen erst einmal seine 3b unterrichten musste. Also verschob er das großartige und preiswürdige Projekt auf den Nachmittag.
Vor seinen Augen stapelten sich schon die Bände mit seinem Namen im Eingangsbereich der großen Buchhandlungen. Mit diesen berauschenden Bildern vor Augen fiel es ihm leichter, seinen Stehplatz bis Innsbrucker Platz zu behaupten.
Schon an diesem Tag merkte er, dass sich sein Leben verändert hatte. Er sah die Welt plötzlich mit anderen Augen: Die Frau mit den Hyänenhaaren wurde gedanklich ebenso verarbeitet wie das junge Mädchen, das direkt vor seinen Augen in der S-Bahn ihren dicken Roman beendete, das Buch zuschlug und aufblickte. Direkt in seine Augen. Er lächelte ihr kurz und verständnisvoll zu, denn ein solcher Augenblick ist immer etwas Besonderes: Der Abschied von einem liebgewonnenen Begleiter. Auch er würde nun einen solchen Begleiter schaffen!
Beschwingt betrat er an jenem Tag das Klassenzimmer.
März 17th, 2007 00:08
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Setzen!
[Die lange Version:] Wenn ich mir vorstelle, daß jeden Tag, den der Herrgott anbrechen läßt, überall in diesem unseren Lande Deutsch-Lehrer, Germanisten, Philologen und Vieloholiker sich in Behältnisses zwängen, um ihrem Broterwerb entgegen getragen zu werden, und dabei solche das Weltall in seinen Puschen umrührende Pläne hegen, und ich nur zu gerne, oder vielmehr gezwungenermaßen, Buch lesend dortselbst hocke, und dann irgendwann eines Tage in das stählerne Graublaugrünwässeriggelb der (mit Blick auf die sich später sicherlich anschließende unterrichtsfreie Zeit) wild entschlossenen Augen eines solchen Prometheus der Zukunft schauen könnte – boah ey, da kriege ich schwache Knie, ach was sage ich denn, nicht Knie, nicht Schenkel, nein Lenden(!) kriege ich da, Beihilfe befreit, und die auch noch schwach schwächer am schwächsten..
März 17th, 2007 11:42
Oi, das versuche ich mir gerade vorzustellen …
;-)