Archiv für Februar 2007

Rosenmontag

Montag, 19. Februar 2007

Hurra! Wir sind in Berlin und müssen nicht mitmachen! Ich glaube, wenn ich am Rhein wohnen würde, würde ich spätestens heute nach Berlin kommen. Dummdädummdää. Wenn sich hier am Wochenende ein zaghafter Mensch mit ulkigem Hütchen und aufgemalten Sommersprossen gezeigt hat, hat er/sie höchstens ein mildes Lächeln bei seinen/ihren Mitmenschen geerntet. Oder eher keine Reaktion, schließlich sind wir in Berlin, und jeder läuft sowieso rum, wie es ihm passt.
Nur beim Fernsehen gerate ich beim Zappen aus Versehen in eine Karnevalsveranstaltung. Und da verstehe ich dann, warum mich die organisierte Ulkerei so rasend macht: Rosenmontag kommt ja gar nicht von den Rosen, sondern von „rasen“, verrückt spielen! Kein Wunder also.

sozial – asozial

Montag, 19. Februar 2007

Heute Morgen, vor einer Drogeriemarktfiliale. Da erst in zwei Minuten geöffnet wird, darf ich noch die anregenden Gespräche meiner Mitwarter belauschen. Gegenüber warten die Kinder der kleinen Kita munter auf einen Ausflug, Erzieherinnen und Mütter reden auf sie ein, Stimmung gut. Hier weniger.
Eine extrem Sonnenstudio-gebräunte Frau zischelt zu ihrem Mann:
Jetzt kuck dir mal den Kindergarten an, voll asozial, sage ich dir, det sieht man schon, so ein besch… Kindergarten, da würde ich nie mein Kind hintun, det is echt Sch… da.
Der Mann schweigt nachdenklich und sie proletet weiter und weiter. Ihre Ausdrucksweise ist leider so, dass ich sie hier nicht wiedergeben kann, man weiß ja nie, ob Kinder mitlesen.

Jetzt frage ich mich aber doch, was sie mit „asozial“ meinte. Gegen die Gesellschaft? Ohne soziales Denken? Vermutlich hat diese Frau ein gewisses Problem mit dem Ausdruck, denn sie verwendete ihn mehrere Male. Vielleicht mag sie niemand und sie ist ganz allein, nur mit ihrem Mann, der ihr nie widerspricht? Traurig. Nur gut, dass die fröhlichen Kinder das nicht mitgekriegt haben.

bunt

Sonntag, 18. Februar 2007

Wer sein Kind in Berlin zur Schule gehen lässt, muss sich auf sechs Jahre Grundschule einrichten. Das mag auch Vorteile haben. Wenn man aber nach der vierten Klasse dreist aufs Gymnasium wechseln will, gibt es Stress: Das Zeugnis muss halbwegs gut sein. Die Empfehlung vom Lehrer muss stimmen (wehe, wenn man frech war) und dann gibt es noch einen krönenden Test. Intelligenz (?) und Wissen der Kinder wird abgefragt. Da versammeln sich also etwa 60 Kinder mit dem entsprechenden Anhang in der großen Aula eines Neuköllner Gymnasiums, die Kleinen werden dann einzeln aufgerufen und in Grüppchen zum Test begleitet. So geschehen: Gestern, Samstag.
Das Aufrufen war dann richtig faszinierend: Erstens, weil ich hier in der Gegend selten so muntere, wache Kinder zu sehen kriege – keine Dumpfbacken unterwegs! Und zweitens, weil mir die Namen so gut gefallen haben. Sicher, ein „Felix Baumgärtner“ oder so war auch dabei, ein ganz normaler Deutscher. Die meisten Namen aber waren so exotisch und spannend wie ihre Gesichter: Indisch, chinesisch, natürlich auch türkisch und arabisch. Russisch und vielleicht kroatisch. Ich sehe: Das ist die Gesellschaft von morgen. Gar nicht übel.

Heiterkeit und Fröhlichkeit

Donnerstag, 15. Februar 2007

Ich finde es toll, wenn ich gleich am frühen Morgen darüber informiert werde, dass unser Bürgermeister unter der Bevölkerung mehr Frohsinn sehen möchte. Hurra! Vor meinem geistigen Auge tauchen lange Reihen weinbeseelter Karnevalsjecken auf, die bei dümmlichen Witzen in schallend-lallendes Gelächter ausbrechen. Jawoll, ein bisschen mehr Frohsinn in den Alltag, bitteschön, nicht so grimmig! Das möchte ich auf dem Weg zur S-Bahn gleich den wütend hupenden Autofahrern zurufen, die hinter einem Falschabbieger stehen. Der Nieselregen verteilt sich überall, Jacke und Tasche glitzern schon froh. Warum sehen dann die Leute so unfroh aus? Vor dem S-Bahnhof wieder der Alte auf seinem Stuhl, der auf eine kleine Spende hofft. Mensch, sei doch ein bisschen positiver! In der Bahn ergattere ich den letzten Sitzplatz und bin sehr froh. Die anderen weniger. Muffelköppe!
Auch die Krähen am Zoo sollten ein bisschen lustiger krächzen, finde ich. Was soll diese schwarzfedrige Miesepetrigkeit? Lächeln, bitte!

Vor dem Sturm

Mittwoch, 14. Februar 2007

Noch ist alles ruhig, aber wir müssen auf das Schlimmste gefasst sein. Notwendige Vorkehrungen: Einkauf der Nahrung; denn Verhungern wäre entsetzlich. Hungrige Monster, die sich auf uns stürzen!
Die Räumlichkeiten müssen auf die Invasion vorbereitet werden. Zerbrechliches und Meerschweinchen verstecken. Ungesunde und daher beruhigende Esswaren an exponierten Stellen deponieren, um den Feind zu besänftigen. Vielleicht positiv beeinflussende Fahnen schwingen oder Girlanden anbringen? Klänge bereithalten, die die Massen gütig stimmen. Noch ist Zeit für alle Vorbereitungen, noch ist nichts verloren! Alles könnte gut werden. Da heißt es am Ende nur noch: Augen zu und durch.
Auch das werden wir schaffen, und vielleicht werden wir als neue Menschen aus dieser schweren Zeit hervorgehen!
(Blabla Gelaber; ich müsste mal langsam loslegen)

Schließlich ist nur einmal im Jahr Kindergeburtstag.

krank

Dienstag, 13. Februar 2007

Eigentlich hatte die Regierung mit Bomben gerechnet, mit Gift im Trinkwasser vielleicht, oder mit der Zerstörung der Internetverbindungen. Doch ein kleines Virus sollte schließlich das ganze System aus den Angeln heben.

Erste Symptome: Schnupfen. Halsschmerzen, Husten. Ein glasiger Blick und die bleiernde Schwere in allen Gliedern würden zunächst nicht auffallen. In der U-Bahn ein Nieser links, ein Hüsteln rechts: Das ist normal im Februar, das kennt man schon. Keiner schöpft Verdacht. Dass dieses Virus anders war als bisher, würde man erst merken, wenn es zu spät war. So der Plan. Am Ende: Ganz Berlin ein einziges riesiges Krankenlager. Und das Böse hätte leichtes Spiel.

Doch es sollte anders kommen. Ein Zehnjähriger rettete schließlich Berlin, Deutschland – und die Welt. Wir wissen nicht, wie er das machte. Wir empfehlen bei Grippe und Erkältungen: Egal! Das wirkt immer.