Andreas 3
Andreas nahm sich in der Pause im Lehrerzimmer einen Kaffee und vertiefte sich sofort in irgendwelche Rundschreiben, um nicht angesprochen zu werden. Nicht, dass jemand wirklich Lust gehabt hätte, ihn anzusprechen. Er starrte auf die Schreiben und machte sich klar, dass zu einer fähigen Kommissarin natürlich der obligatorisch unfähige Vorgesetzte gehörte, der ihr immer Steine in den Weg legte. Immer wieder erfolgreich. Und es macht einen jedes Mal wahnsinnig! Wollten das die Leser nicht alle, gequält werden? Ah, zum Thema gequält: Zur Mordmethode musste er sich noch einige Gedanken machen! Den Kopf abhacken? Ach nein, das gabs neulich erst, Riesensauerei im Wohnzimmer. Eklige Gespräche in der Pathologie; aber doch, ein bisschen Sauerei musste schon rein.
„Kannste mir mal den Stundenplan der 3b reichen?“ Andreas schreckte aus seinen Träumen auf und reichte der Kollegin mürrisch den Wisch.
„Tach, Thekla Tamm mein Name, Kripo Berlin!“ Die junge Kommissarin schob sich an den entsetzten Menschen vorbei zur Leiche …
„Tschuldigung, können Sie mich mal eben durchlassen? Kriminalpolizei! Lara Lemm mein Name!“
Wie stellten die sich eigentlich vor, hier in Berlin? „Kripo Neukölln“, „Kripo Mitte“? Er nahm sich vor, da mal nachzuhaken. Außerdem musste der Name natürlich stimmen: peppig wie Bora Blau oder Rosi Ruth, ganz klar. Andreas merkte, dass ihn sein Lebenswerk vor größere Schwierigkeiten stellte, als er es geahnt hätte. Getauft hatte er bisher noch niemanden. Und auch die Mordmethode musste noch entschieden werden. Eine exotische Methode und ein exotisches Motiv? Liebeskranker Ex-Samurai mordet auf Ninja-Art. Oder unglückliche Indianerin erinnert sich an alte Woodoo-Tricks ihrer Großmutter? Genüsslich rührte Andreas in seiner Tasse und malte sich die Qualen der Opfer aus, als ihm ein Kollege auf die Schulter klopfte. Pause vorbei!