Andreas 4
Mitten in der Mathestunde hielt Andreas plötzlich inne und starrte die Klasse an. Kind für Kind. Was ging eigentlich in diesen Köpfen so vor sich, was dachten sie über ihn? Ahnten die überhaupt, dass da ein Genie vor ihnen stand? Aber dann musste er doch irgendwann mit dem Malnehmen weitermachen.
Das Sterben geschah still und im Verborgenen, und doch war es für Kommissarin Nina Bogner/Bogenmaier/Büré wie ein lauter Hilfeschrei des Mörders: Finde mich!
Heimweg. Zum ersten Mal fiel ihm ein Plakat auf, das Werbung für eine bekannte Frauenzeitschrift machte: Osterrezepte von Braten bis Torte. Osterdekoration für die perfekte Familie. Wie mache ich meinen Mann zu Ostern glücklich? Was waren das für Frauen, die sich um solche Ratschläge kümmerten? Ohne Zweifel Wesen von einem anderen Stern.
Die junge Kommissarin wusste, welchen Weg sie gehen musste. Diese Morde trugen eine ganz eigene Handschrift – eine Schrift, die nur sie entziffern konnte. Gelangweilt schob sie den Pathologen zur Seite und zog die Gummihandschuhe aus der Manteltasche.
Gegen fünf war er endlich zu Hause. Zunächst warf er noch einen Blick in den Briefkasten im Treppenhaus, und wie immer wartete er dabei eine Sekunde (einige Minuten), ob nicht die junge Mieterin vom Erdgeschoss ganz zufällig auch heimkehrte. Oder genau dann den Müll in den Hof bringen musste. Und er hatte Glück! Sie warf ihm einen kurzen, freundlichen Blick zu, als sie mit einer prall gefüllten Mülltüte an ihm vorbeiging. Sollte er sie jetzt ansprechen? Und schon war sie wieder weg. Ohne Interesse zu zeigen an einem angehenden Bestsellerautor. Dumme Tusse. Las die vielleicht auch, welche Osterdeko dieses Jahr angesagt war?
Oben in seiner Wohnung starrte er sich lange im Spiegel an: Etwas blass. Dunkelblonde Haare, genau diese unsägliche Massenfarbe, die manche Frauen mit Strähnchen aufzupeppen versuchten. Ob er vielleicht auch mal?? Außerdem musste er sich entscheiden, ob er in Zukunft zu den Intellektuellen mit ganz kurzem Stoppelhaar und Dreitagebart gehören wollte; oder zu den Denkern, die sich durchgeistigt durch die Mähne fuhren, während sie ihren Fans ihre Sichtweise erklärten. Lang, länger als jetzt, ja, das würde ihm gefallen. Was wohl die Kollegen dazu sagen würden, nach all den Jahren? Nun, ansonsten war er für seine 41 Jahre noch ganz schön fit. Zugegeben, ein kleiner Bauch. Aber wer hatte den nicht? Ein paar Fältchen, die sicher von Humor zeugten, auch wenn er den nicht immer rausließ. Schatten unter den Augen, die vom vielen Denken kamen, auch entschuldbar.
Er machte sich seine zwei Brote und den Malventee.
März 19th, 2007 00:12
Wenn das so weiter geht, bekomme ich eine Zwerchfellruptur, was immer das auch ist, es klingt jedenfalls nach dem, was mir beim Lesen von Andreas (o Gott, was wenn ich mich nun in einen Andreas verliebte? Ach nein, DAS geht jetzt nimmer!) so verd.. weht tut.
Wieso kommen Schatten unter den Augen vom Denken? Ich dachte immer, die…
Eine aus dem Lachen kaum raus kommende
Susanne
(macht sich jetzt einen mitternächtlichen Malventee, oder doch einfacher den Roten?)
März 19th, 2007 08:55
Trink den Roten, Su, schmeckt bestimmt besser als der öde Malventee!
Die Schatten unter den Augen kommen natürlich vom nächtlichen Aus-dem-Fenster-Starren und dem Grübeln. Warum er zum Beispiel allein dort am Fenster steht.
Bei den Andreassen dieser Welt muss ich mich natürlich entschuldigen. War einfach der Durchschnittsname, der bei mir gar keine lebhaften Assoziationen wachgerufen hat. Man könnte auch sagen: Nichtssagend.
März 19th, 2007 13:17
Und DAS nennst du eine Entschuldigung?
März 20th, 2007 08:40
Gaah! Nee, nee: Nichtssagend soll hier einfach heißen: Nichs Übles sagend. Wie „Sabine“ oder „Susanne“ zum Beispiel …
;-)
März 20th, 2007 18:23
Umpff! K.O. in der vierten Runde!
Sabine? Hmm, ob ich da geraubt würde? Wäre mal was anderes..