Andreas 18
Als Andreas an jenem Tag nach Hause fuhr, war er denkbar schlechter Stimmung. Es hatte nach dem Unterricht noch fürchterlichen Ärger gegeben, weil der Schulleiter genau in dem Moment in sein Klassenzimmer gekommen war, als Klein-Albano den Vorhang vom Fenster gerissen und mit ihm in die Tiefe gestürzt war. Die Klasse hatte begeistert gejohlt, Benno hatte die Gunst der Stunde genutzt und Ayse das Kopftuch runtergezogen, was sie mit wütendem Kreischen quitierte. Eine Chance auf Unterricht bestand danach nicht mehr. Das hatte ihm der Schulleiter dann auch noch einmal mit aller Deutlichkeit klargemacht.
In der S-Bahn versuchte sich Andreas nun auf eine erfolgreichere Strategie im Unterricht zu konzentrieren, was aber schwierig war: Schon auf dem Bahnsteig setzte sich eine Frau neben ihn und blies ihren widerlichen Zigarettenqualm in die Luft. Konnten die Leute eigentlich nicht die riesigen Verbotsschilder lesen, die neuerdings überall angebracht waren? Im Zug selbst setzte die sich ausgerechnet neben ihn, sodass er die Rest-Rauch-Wolke auch noch voll inhalieren durfte. Hinter ihm saß einer mit einer Beschallung, die für die ganze S-Bahn ausreichte, und er war nicht der Einzige im Wagen. Und ihm gegenüber musste einer seine komplette Tageszeitung auf einen Blick erfassen, jedenfalls brauchte der mehr Platz als drei nomale Menschen. Was war nur los mit den Leuten, konnte keiner mehr Rücksicht nehmen auf hart arbeitende und ausgebeutete Menschen wie ihn? Gequält schloss er die Augen.
„Ich bin ein Samurai, und es ist gut, dass die anderen das nicht sehen können. Denn nur so kann ich meine Mission erfüllen und die Menschheit befreien. Wenn nur oft genug die Unreinheiten entfernt werden, dann kann die Schönheit wieder erstrahlen. Wie damals, als ich ein Kind in Japan war und jeden Tag zusehen durfte, wie der Priester den Boden vor dem Schrein fegte. Das war die absolute Schönheit. Strich für Strich wurde jedes Blatt, jeder Zweig erfasst und am Ende gab es nur noch diese klaren Linien des Besens im sandigen Boden. Sie werden ihre Lektion lernen müssen, diese Unwürdigen um mich herum!“
So dachte die Gestalt in Schwarz, als sie sich schweigend dem nächsten Opfer näherte. Denn noch waren nicht alle neun Zeichen der Unwürde beseitigt.
Andreas musste auf der Fahrt wohl leicht eingedöst sein, jedenfalls schreckte er erst Sonnenallee auf und stürzte entsetzt aus dem Zug. Auch noch zurückfahren, wie er das hasste!
April 5th, 2007 00:46
Ich habe kurz über eine Besetzung der Rolle des ‚Andreas‘ nachgedacht (da unsere Kriegskasse jetzt auf 4,51€ angeschwollen ist, ich hatte zu viele Münzen angesammelt, das kommt daher, daß ich die leider nicht richtig auseinanderhalten kann und immer, da es beim Einkaufen alles so schnell gehen muß, mit Scheinen bezahle, die ich gut auseinander halten kann, dafür dann aber leider stets so viele Münzen zurück bekomme, die meine Börse belasten, tjä, wo war ich? ach ja, da also der Reptilienfond stark nach oben tendiert, kannst du ja demnächst an ein Verfilmung denken, wo deine Ruhestandsbezüge nun also gesichert zu sein scheinen) und da frage ich mich, ob dieser Schauspieler namens Charles Bronson noch lebt. Der hat doch einmal in einem thematisch ähnlich (okay, in der typischen Hollywood-Abirrung, aber immerhin) gelagerten Film mitgewirkt. Und ich will nicht immer den Herrn Mühe in solchen Rollen sehen. Gut wäre sicher George Cloney, aber so strapazierfähig ist die Versorgungslage nun wohl noch nicht.
April 5th, 2007 20:58
Na klar doch, unbedingt ein knackiger (?) Held, der dann auf Antiheld umoperiert wird! Und dann die Kleiderfrage! Mal sehen, was wir heute mit Andreas anstellen … aber da ich erst vorhin eingekauft habe und das nicht übermäßig erfreulich war, muss er erstmal dafür herhalten.
April 6th, 2007 08:50
Hm, was meinst du mit ‚knackiger (?) Held, der dann auf Antiheld umoperiert wird!‘? Ob das nicht abschreckt? Ist das überhaupt erlaubt? Und was sagt die Gewerkschaft? Ich meine, ab is ab, da helfen keine Pillen! Obwohl, die Idee an sich ist gesund. Also rein text-immanent gesehen, jetzt.
April 6th, 2007 14:18
Och, von „ab“ war ja keine Rede! Ist mehr so innerlich, mickrige Psyche und so.