Andreas 25

Allmählich störte ihn die Vorstellung, dass eine Horde von Polizeibeamten seine japanisch-deutsche Schöpfung jagen und stellen sollte. Wieso eigentlich? Zugegeben, Kommissarin Nina war schon ordentlich sexy, da gönnte man ihr auch mal Erfolg im Beruf. Aber die anderen, die Dumpfbacken? Die verstanden doch gar nicht, worum es in Wirklichkeit ging! Um die heilige Rache am Bösen schlechthin!
In diesem Moment hätte Andreas seinen Traum am liebsten aufgegeben und die Sache mit dem Krimi ad acta gelegt. Überhaupt: Ein solider Arztroman mit Liebe und Schmalz, Schwarz und Weiß – wäre das nicht viel sinnvoller? Aber nein, er war der Idee schon zu sehr verbunden. An diesem Dienstag war er sogar extra in die Amerikanische Gedenkbibliothek gegangen, um sich über Japan kundig zu machen. Auch mit einem Dozenten der Japanologie hatte er schon telefoniert und einen Termin ausgemacht. Ja, gut recherchiert musste schon werden! Aber was würde mit seinem Mörder-Helden passieren?

Nina spürte, dass jemand hinter ihr stand, doch drehte sie sich nicht um. Denn sie wollte ihn nicht verlieren, diesen einzigartigen Moment der Verbundenheit. Sie stand im japanischen Wald der Geborgenheit, und dort hatte sie ihn auch erwartet. Würde er es wagen, mit ihr zu sprechen, womöglich seine Taten zu gestehen?

Hm. Wie stellte er, Andreas, es an, dass sich ein grimmiger Held mit Mordgewohnheiten einer flippigen Kommissarin annäherte? Darüber würde er noch eine Weile nachdenken müssen – erst einmal gönnte er sich einen seltenen Döner ganz in der Nähe der Bibliothek. Heute sogar: Dürüm Döner mit extra scharfer Soße. Was er dann aber schnell bereute.

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