Sprachberatung: Indirekte Rede

Es gibt Millionen von Möglichkeiten, ein Gespräch in einen zusammenhängenden Text umzuformen, klar. Hier mein Vorschlag für den Dialog von unten:

Ein Mann betritt einen Raum und grüßt. Die Frau in dem Raum (kann auch ein Mann sein) fragt verwirrt, was der Mann will. Er sagt, er wolle sie töten. Sie fragt ihn entsetzt nach dem Grund, und sie betont, ihm nichts getan zu haben. Er erwidert gelassen, dass er dafür bezahlt werde. Sofort bietet sie ihm an, mehr zu zahlen, doch davon will er nichts wissen; es sei zu spät und er habe seine Prinzipien. Und doch bietet sie ihm 50.000 Euro an, die er kühl ablehnt. Sie droht daraufhin, laut zu schreien, dann käme Hilfe. Er jedoch bedroht sie mit seiner Waffe und fragt sie ganz dreist noch nach einem letzten Wunsch. Sie ist wieder irritiert und will wissen, warum er sie das frage. Er deutet an, dass ihm das mehr Spaß mache. In diesem Augenblick geht die Tür auf, die Frau schöpft Hoffnung und begrüßt freudig ihren Mann und bittet ihn um Hilfe. Doch der ist nur empört, dass der Mörder noch nicht fertig ist mit seiner Arbeit. Die Frau beginnt zu schreien.

9 Kommentare zu “Sprachberatung: Indirekte Rede”

  1. SuMuze
    Mai 17th, 2007 22:45
    1

    Egal wo du gerade drin steckst – du mußt da raus! Ganz schnell!

    Aber nochmal zum Mittelteil: 50.000€ cash auf die Hand, kein Vorsteuerabzug, keine Mutterschaftsumlage, keine dumme Fragerei, nichts? Nur unter Ehrenmännern, ähem, -frauen? Hm…

  2. Franziska
    Mai 18th, 2007 19:17
    2

    Gaanz ruhig, alles ist okay, keine Panik!
    Und zum Geld: Na klar, ich lege immer fünfzigtausend hin, wenn ich mich freikaufen will. Wieso?

  3. Franziska
    Mai 18th, 2007 19:20
    3

    (Vor allem geht es hier um den Konjunktiv I in der indirekten Rede … ;-)

  4. SuMuze
    Mai 18th, 2007 20:30
    4

    Aber wenn sie ihm 50 Riesen angeboten haben würde, hätte er doch gesagt haben müssen, er wäre zwar geschmeichelt, könne aber das Angebot nicht annehmen, weil er sonst für seine zukünftigen Arbeitgeber unglaubwürdig werden würde, denn wenn die mitkriegten, daß er sich hätte kaufen lassen, würde er nie wieder einen Auftrag bekommen, damit es dann tatsächlich zum Vollzug gekommen wäre, denn sonst wäre doch wieder alles anders gekommen, oder?
    Ach, ist ja auch egal..

  5. Claudia
    Mai 19th, 2007 01:59
    5

    Stünde der Text in der Vergangenheitsform, wäre es dann ungefähr die Art, wie jemand in einem Gespräch eine Filmszene nacherzählen würde.

    Schreibenden würde ich raten, eher die wörtliche Rede zu nutzen, die weit lebendiger und realistischer wirkt.

    Aber das weißt du sicher – was hat dich an dem Experiment interessiert?

  6. SuMuze
    Mai 19th, 2007 09:21
    6

    @Claudia
    An und für sich hast du ja Recht, daß wörtliche Rede lebendiger zu wirken scheint. Aber mir geht es leicht so, daß ich bei wörtlicher Rede die Übersicht verliere, wer denn nun was gesagt hat, anfange, zurück zu lesen, und grantig werde, wenn ich’s mir nur mühsam entschlüsseln kann und aus dem Wortfluß rausgefallen bin.

    Indirekte Rede paßt mir da besser in den Textfluß rein, und ich kapiere die Zuordnung auch besser.

    Außerdem habe ich bei literarich aufgedonnerter wörtlicher Rede oft ein schales Gefühl. Entweder klingt es nach altklugen Kindern, oder es paßt nicht zum anderen Text. Ich glaube, daß es ziemlich schwierig ist, die Stimmung und den Klang eines fließenden Textes und das Holperige realistischer wörtlicher Rede in Einklang zu bringen.

    Um so schöner natürlich, wenn eine das kann!

  7. Franziska
    Mai 19th, 2007 10:49
    7

    Eigentlich war das ja nur eine Übung für meine (erwachsenen) Schüler, schluck. Weil das gerade das Thema war und ich sie motivieren wollte …
    Nach der Art:
    Er: Kannst du mir mal die Marmelade reichen?
    Sie: Nö.
    Er: Du liebst mich nicht mehr!
    Sie: Stimmt.
    Lösung:
    Er bat sie, ihm die Marmelade zu reichen, was sie ablehnte. Daraufhin warf er ihr vor, sie liebe ihn nicht mehr. Das bestätigte sie.
    Ansonsten finde ich auch, dass die direkte Rede einen Text lebhafter und natürlicher macht.
    (Und, SuMuze: Nicht Konjunktiv I mit II verwechseln!;-)

  8. Claudia
    Mai 21st, 2007 23:57
    8

    Wie immer liegt das Wahre in der Mitte, finde ich. NUR indirekte Rede wirkt unlebendig, ausschließlich direkte Rede nervt leicht.

    Für meine Kursteilnehmer hab‘ ich mal nach Materialien zu DIALOGEN recherchiert, und fand nach längerem Suchen etwas (web-typisch Kurzes) zu Dialogen in Drehbüchern:

    * Dialoge schreiben
    http://www.movie-college.de/filmschule/drehbuch/dialoge.htm

    Vielleicht ist es ja für jemanden hier interessant – es gibt zu dem Thema gar nicht viel.

    Claudia

  9. Franziska
    Mai 23rd, 2007 09:43
    9

    Nicht schlecht, der Link, danke Claudia!