Archiv für Januar 2007

Einkaufswagen

Samstag, 06. Januar 2007

Also was ich so richtig blöd finde, das sind einsame Einkaufswagen am Straßenrand. Kann man die nicht wieder zurückbringen, wenn man sich schon erlaubt hat, damit seine Einkäufe nach Hause zu karren? Was ich aber noch viel blöder finde, das sind stapelweise Werbezettel vom Supermarkt in eben diesem Einkaufswagen, gebündelt zum Austragen, die dann in den Mülleimer an der Ecke gestopft werden. Frech! Dreist! Und dann, ertappt, schleicht sich dieser junge Typ davon. In sein Haus, das offensichtlich gleich daneben ist.

Nachzusehen Delbrückstraße, Ecke Bruno-Bauer-Straße. Blöd, wie gesagt.

Zwergenaufstand

Samstag, 06. Januar 2007

Zunächst ist alles normal an jenem Morgen. Die Ringbahn S41 Richtung Westkreuz sammelt 7.51 Uhr in Neukölln all die ein, die kurz zuvor noch die Bahn Richtung Hermannstraße haben sausen lassen. Man will ja schließlich nicht umsteigen. Ruhige Stimmung. Ein paar Büroangestellte unterhalten sich über einen Kollegen. Eine Frau Mitte dreißig gibt hektisch etwas in ihr Handy ein. Die meisten starren aus dem Fenster oder auf ihre Lektüre. Hermannstraße. Die Türen öffnen sich. Neue Passagiere steigen zu. Und Zwerge. Nein, keine kleinwüchsigen Menschen, die man so auch nicht nennen darf. Eher Wesen von menschlichen Proportionen, die aber kaum über dreißig Zentimeter groß sind. Sie drängen durch verschiedene Türen ins Abteil, verteilen sich überall. Nehmen auf den wenigen übrigen Sitzplätzen Platz, indem sie sich mühsam hochhieven. Sie helfen sich gegenseitig (Räuberleiter), sie hüpfen oder halten sich an etwas fest (Mantel eines Sitzenden beispielsweise). Dann wieder Ruhe, Weiterfahrt Richtung Tempelhof. Eine sehr lange Strecke zwischen zwei Bahnhöfen. Viele Blicke wandern hier automatisch auf das Flughafengelände. Heute aber sind die meisten abgelenkt. Was sind das für kleine Wesen? Sie sitzen, lassen ihre Beine baumeln, ohne kindlich zu wirken, lächeln freundlich, wenn jemand sie anstarrt. Was natürlich kaum passiert, man weiß um diese Uhrzeit, wie man sich zu benehmen hat. Und wie man seine Mitmenschen ignoriert, um ignoriert zu werden. Aber sind das denn Mitmenschen? Sie haben winzige Füße und Hände, aber nicht rundlich-niedlich, sondern einfach kleiner. Auch ihre Kleidung fällt in keiner Weise auf. Und doch kann sich kaum einer auf sein Buch konzentrieren, immer wieder wandern verstohlene Blicke zur Seite. Keiner wagt, die kleinen Fremden anzusprechen, das wäre völlig unberlinerisch. Und auch die Zwerge sind still. Bis einer anfängt, vor sich hin zu summen. Zunächst ganz leise. Ein Zweiter stimmt ein; es ist eine ganz eigenartige Melodie, die die menschlichen Fahrgäste benommen macht. Nach und nach summen alle Zwerge, es ist wie ein elektronisches Signal. Nicht unangenehm, doch verwirrend. Die Leute schließen ihre Augen und lehnen sich zurück. Sie erstarren. Das ganze Bild in der S-Bahn erstarrt, bis auf die freundlichen kleinen Wesen. Halt, ein junger Mann will aufstehen, sein Walkman dröhnt ihm Heavy Metal in die Ohren, er hat überhaupt nichts bemerkt. Aber die Kleinen springen auf, zerren ihn nieder. Das Lächeln ist jetzt verschwunden. Sie nehmen ihm die Beschallung ab und auch er erstarrt. Sie tragen ihn zu sechst auf seinen Sitz zurück. Die nervöse Stimme des Fahrers ist plötzlich zu hören: „Meine Damen und Herren, bitte bewahren Sie Ruhe, es ist alles in Ordnung, wir haben alles unter Kontr…“ Auch er verstummt und der Zug hält mitten auf der Strecke. Die Zwerge können die Türen öffnen und verschwinden.

Was aber passierte später mit den Erstarrten, mit den ganzen Zug? Mit einem Spezialkran wurde er auf ein Nebengleis gestellt. Die Angehörigen verlangten zwar eine ordentliche Überstellung der Betroffenen, doch war es nicht möglich, auch nur einen Körper aus dem S-Bahnwagen zu entfernen. So ließ man alles, wie es war und eröffnete eine Ausstellung „Momentaufnahme in der S-Bahn“. Da den Körpern jede Fleischlichkeit abhanden gekommen war, gab es auch keine hygienischen Bedenken.

Der Eintritt kostet 2 Euro. Berühren der Exponate verboten.

Gruppendynamik

Freitag, 05. Januar 2007

Wir sollten übrigens nicht denken, dass wir als Einzelwesen durch die Welt marschieren. Nee! Die Menschen stecken sich gegenseitig an mit ihren Stimmungen und Handlungen. Sieht einer in der S-Bahn auf die Uhr, denkt sein Nachbar plötzlich über seinen Zeitplan nach. Kaut eine ein Brötchen, fällt der anderen das Abendessen ein.

Da hat mich der Schreihals vorhin, S-Bahnhof Sonnenallee ausgestiegen, doch nachdenklich gemacht. Warum schreit einer Deutschlandparolen und markige Nazisprüche durch den Zug? Der sehnt sich ja dermaßen nach Anerkennung, dass man ihm zum Trost vielleicht einen Bonbon anbieten sollte! Die türkischen jungen Männer mit ihren blonden Freundinnen, denen das Gelaber von Tüchtigkeit und Deutschtum gegolten hatte, hatten dann nur ein grinsendes Achselzucken für ihn übrig.

Tja, die Jugend ist halt auch nicht mehr das … und doch war es ein seltsames Geben und Nehmen in bestem Einvernehmen. Gelächter am Ende!

Dialog in der S-Bahn (neulich gehört)

Donnerstag, 04. Januar 2007

A: Könnten Sie das Fenster bitte wieder zumachen?

B: Nee. Hier stinkts.

A: Aber hören Sie, es zieht schrecklich.

B: Mir doch egal. Ich war zuerst hier.

A: Aber wir sind doch gleichzeitig eingestiegen!

B: Ich will frische Luft. Halts Maul.

A: Also wissen Sie, hier ist der einzige Platz im Abteil, wo es nicht ziehen muss. Setzen Sie sich doch da hinten hin, da sind alle Fenster auf! (Sie schließt das Fenster)
B: Seinse endlich still. Ich will das Fenster auf! (Er reißt es wieder auf)

A: Also Sie sind ja sowas von unerzogen! Ich bin erkältet und das ist zu kalt! (Macht das Fenster wieder zu)

B: Blöde Kuh. Gehnse doch in Ihr Land zurück oder lernense erstmal ordentlich Deutsch!

A: Unglaublich, was man sich hier anhören muss. Ich lebe jetzt schon über zwanzig Jahre in Deutschland, aber sowas …

(Schweigen)

(Nach langer Fahrt steht jemand auf, B wechselt den Platz und reißt jetzt dort das Fenster auf, was sofortigen Luftzug für A bedeutet)

(Eisiges Schweigen)

C: (Steht auf, hat alles mit angehört)
Ich finde Sie ja sowas von zum Kotzen, da kann einem echt schlecht werden!

B: Mir doch egal!

A: (Lächelt dankbar über die Solidarität) Tschüs! Danke!

Dialog in der S-Bahn (nicht gehört)

Donnerstag, 04. Januar 2007

A: Tschuldigung.

B: Hä?

A: Kann ich mal durch?

B: Wieso? Könnse nicht hier am Gang sitzen?

A: Ich möchte aber am Fenster sitzen.

B: Wieso ’n das?

A: Ich möchte den Sonnenaufgang am Innsbrucker Platz sehen. Um acht Uhr!

B: Na denn, bitte …

Was wäre, wenn …?

Mittwoch, 03. Januar 2007

Es ist schon ganz gut, dass die Leute unterwegs nicht die Gedanken ihrer Mitmenschen lesen können. Puh, was mir manchmal für dreiste Sprüche einfallen, die jemand zu mir oder ich zu jemandem sage!

Aber auch hier gilt: Schweigen ist …

Zu dem Thema gibt es noch eine Fortsetzung!