Archiv für März 2007

Knut

Dienstag, 06. März 2007

Worüber ich heute schon gegrinst habe: Hier der Text.

Kürzestroman: Die Heimkehr

Montag, 05. März 2007

Er kehrte heim.

Nach all der Zeit, all den Entbehrungen, die hinter ihm lagen, fühlte er sich wie ein neuer Mensch. Er stieg die Treppe hoch, und die Gerüche dort ließen ihn längst vergessene Erinnerungen wach werden. Ungute Erinnerungen.
Er legte die Hand auf den Türgriff. Wie würde es werden und was würde sie sagen? Er zögerte. Noch konnte er umkehren und all dem für immer Lebewohl sagen.
Er öffnete die Tür. Fernsehgeräusche und Mief drängten sich ihm entgegen. Noch ein Schritt. Ihre Stimme plötzlich, wohl aus ihrem Fernsehsessel heraus: „Spatzli, hast du dir auch die Schuhe abgeputzt?“

Verschwörung

Sonntag, 04. März 2007

Schon als sie aus dem Haus ging, wusste sie, dass die Welt gegen sie war. Nicht so ein albernes „Die Welt hat sich gegen mich verschworen“, nein, sie wusste es wirklich und sah: In Neukölln der sonntägliche Flohmarkt war ohnehin schon nervig, heute aber parkte ein Wagen direkt vor ihr auf dem Bürgersteig, gleichzeitig plauderten zwei riesige Afrikaner so gemütlich und breit genau dort, dass an ein Durchkommen nicht zu denken war.
In der S-Bahn, (mal wieder): Eine mürrische Frau mit strähnigem Haar drängelte sich vor sie und setzte sich prompt an den Gang, sodass sie mühsam über Beine klettern musste. Auch das Wetter war entsprechend: Während im Süden Deutschlands die Sonne strahlte und Leute am Vorabend sogar die Mondfinsternis zu sehen bekommen hatten, versank Berlin im Grauschleier. Am Himmel und auf den Gesichtern der Menschen.
Aussteigen, umsteigen. Klar, dass sie von zwei rüpelhaften Radfahrern auf dem Bahnsteig fast an die Mauer gequetscht wurde, als die ihre Räder die Treppe runtertrugen. Finsteres Grollen ihrerseits. Wie machten die es nur, wie verständigten die sich untereinander, um sie fertigzumachen?
Rückweg. Inzwischen hatte sich sogar die Sonne durchgekämpft und auch die Menschheit schien etwas positiver. Sie las in der S-Bahn ihren Thriller, als sich ein Mann neben sie setzte. Aus den Augenwinkeln konnte sie weiße Pluderhosen sehen, Fliegerjacke, beim kurzen Hochblicken dann Glatze und roten Rauschebart. Faszinierend. Und da wusste sie auch, was all die Vorboten ihr hatten sagen wollen: Die Stunde der Abrechnung war gekommen.
Es war klar, dass Rauschebart irgendwann seine Bombe aus dem Rucksack ziehen würde. Ein Staunen und Raunen würde durch die Reihen gehen und sie würden verstehen und die Welt wäre eine neue …
Wie der ernsthafte Muslim, so stieg auch sie wieder Neukölln aus und blickte ihm noch versonnen nach. Ein Vater zeigte seinem Sohn den sonderbaren Gläubigen („Kuck mal, Glatze und nen roten Bart, da!“) während er entschwand. Sie ging wieder am Flohmarkt vorbei, diesmal zufriedener mit sich und der Welt. Gestank und Müll störten sie nun nicht mehr. (Auch nicht die sich wild streitenden Araber, die ihr nachsahen).

Sie lächelte.

Sonnenuntergang

Samstag, 03. März 2007

Wenn schon Berlin Anfang März so grau ist, so muss man sich die Farben eben anderweitig besorgen:
sonnenuntergang_kl.jpg

Dialoge, die nie gesprochen wurden

Donnerstag, 01. März 2007

Auf meinen Wegen durch Berlin gehen mir immer wieder Gespräche durch den Kopf, die ich mit Leuten führen würde, wenn ich in bestimmten Situationen wäre. Was aber nie passiert. Ein Beispiel:

Ich gehe eilig die Karl-Marx-Straße entlang. Die nächste S-Bahn könnte ich eventuell noch kriegen. Fantasie:

Reporter springt auf mich zu: Entschuldigen Sie bitte, dürften wir Ihnen ein paar Fragen zur aktuellen Lage stellen? Was sagen Sie zu …
(je nachdem, was gerade aktuell ist. Gestern Doping, heute ein gefasster Kinderschänder)

Ich: Nö. Keine Zeit.

Reporter: Aber das ist doch wichtig! Nur ganz kurz!!

Ich: Ach was. Übertreiben Sie nicht. Das interessiert keinen Menschen. (Und weg bin ich)

(Die sollen endlich kapieren, dass sie sich nicht so wichtig nehmen sollen!)

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Oder, in der S-Bahn sitzend, stelle ich mir folgenden Dialog vor:

Ich: Sagen Sie mal, finden Sie es gut, wie Sie Ihr Kind behandeln?

Blöde Mutter: Wat jet Sie denn det an, was ich mit meim Kind mache?

Ich: Nun, ich mache mir so meine Gedanken. Sieht traurig aus, die Kleine.

Blöde Mutter: Ach was, die is einfach doof, det Jör.

Ich: Hm.

Blöde Mutter: Wat soll det heißn, „hm“? Denkn Se, ick bin ne schlechte Mutta? He, Sie, wat denkn Sie denn darüber?

Älterer Herr: Also mir tut das Kind leid.

Punk: Die Alte hat doch voll einen an der Schüssel, ihr Kind so zu quälen!

Blöde Mutter: Ach Quatsch, ihr habt doch alle keene Ahnung. Det hör ick mir nicht länger an, ick steig hier aus! Komm endlich, Jessica, die spinnen alle, die Leute …

Jessica: Warte, Mama, nicht so schnell, hier is doch noch gar nich Hermannstraße! (Grinst verschwörerisch und steigt dann mit der Mutter aus)