Ende der Freundlichkeit

Mittwoch, 05. März 2008 19:45

Hier in Neukölln gehts ums Überleben, ganz klar. Da kann auch kein Fahrradfahrer Rücksicht nehmen, auch nicht auf dem Bürgersteig, schließlich ist er ja in wichtiger Mission unterwegs und muss auch lichtlos durchgelassen werden. An diese Regel halte ich mich als Fußgängerin meistens – ist ja auch lästig, bei jedem Vorbeiraser die Stirn zu runzeln, auch wenn man vor Schreck am liebsten in einen Hauseingang springen würde. Der weiß schon, was er tut.
Neulich aber musste ich mich selbst auf mein Radl schwingen! Brav mit Licht und Umsicht zuckelte ich los. An lebensgefährlichen Stellen (Karl-Marx-Straße in der Nähe der S-Bahn) erlaubte ich mir auch, langsam über den Bürgersteig zu rollen, wo er breit genug war, schließlich wollte ich nicht von den Autos zermalmt werden! Beim Anblick einer älteren Frau drosselte ich brav mein Tempo auf Null, nur damit die keinen Schreck kriegte, bin ja ein netter Mensch. Bis dahin. Die keift mich prompt an, dass man ja wohl auch mit Licht fahren könne – reizend! Mein Licht war ja nur nicht sichtbar, weil ich ihretwegen stand! Gaaahh!!!
Da war ich dann nicht mehr nett. Blöde Kuh.

Positiv denken! Teil 4

Dienstag, 04. März 2008 20:26

Mit der Zeit merke ich dann aber doch, dass es ganz schön anstrengend ist, in allem etwas Positives zu suchen. Das besoffene Paar in der S-Bahn heute zum Beispiel hat einfach nur nach Bier gestunken, wo bitte ist da mein positives Erlebnis? Auch der BVG-Streik morgen ließe uns sicher alle wieder mehr zusammenrücken und an innere Werte denken – wenn wir nicht irgendwie irgendwohin kommen müssten und dann fluchend im Schneeregen stehen dürfen! Falls dann nächste Woche auch noch die S-Bahn streikt, werde ich aber doch etwas muffig. Dann könnt ihr das vergessen mit meinen guten Vorsätzen, und eine tote Taube ist dann auch nur noch eine blöde tote Taube, nicht mehr und nicht weniger!

Positiv denken! Teil 3

Dienstag, 04. März 2008 20:19

Und wieder einmal durfte ich Freitagabend in meine geliebte Ringbahn steigen, Frankfurter Allee, wie gehabt. Statt der üblichen Punks und Betrunkenen ein Pärchen, das sich eisern gegenüber saß und auf diese Weise zwei freie Fensterplätze hermetisch von der Welt abschirmte. Bis ich kam, da kenn ich ja nix … diese zwei waren das besondere Erlebnis für meinen positiven Feierabend. Ein Ausflug in die DDR der Siebzigerjahre! Toll, seine hellblaue Jack und der Haarschnitt. Ihre verkrampfte Art passte wunderbar zu den altmodischen Schuhen, dabei schätzte ich die zwei nicht älter als mich, also im besten Alter!!
Das Allerbeste aber waren ihre panischen Blicke auf das bunte Volk links und rechts und ihre Erleichterung, als sie endlich aussteigen durften, um ihre S-Bahn Richtung Heimat (Zug Richtung Schönefeld) zu nehmen. Toll, so eine Zeitreise so ganz ohne Vorwarnung. Danke, liebe Leute aus der Fremde. Auch danke, dass ihr mir erlaubt habt, mich an euch vorbeizuzwängen, auch wenn es euch schwerfiel.

Positiv denken! Teil 2

Dienstag, 04. März 2008 20:01

Ich wollte gerade in die U9 am Zoo einsteigen, als dieses dicke Muttchen mit dem Gehwagen auf mich zu rollte und ich schnell den Eingang zur U-Bahn freigab. Ist es nicht ein schönes Gefühl, andere zu respektieren und in all dieser Großstadthektik noch etwas Menschlichkeit zu zeigen? Ich tat also mir selbst etwas Gutes, indem ich sie vorließ. Dachte ich zunächst. Dumm nur, dass sie dann beschloss, mit ihrem Wägelchen die kompletten Mittelgang zu blockieren und sich bruddelnd so hinzusetzen, dass kein anderer mehr vorbeikam. Ich kletterte dann mühsam über das Teil zu einem freien Platz, denn Stehplatz gab es auch kaum noch, durch diesen Stau. Beim Aussteigen nahm ich dann wohlweislich die andere Tür und hörte noch im Rausgehen, wie sie Leute anschnauzte, mal solle sie gefälligst durchlassen, so ginge es ja nicht, sie bräuchte mehr Platz. Reizend. Dass es auch Wagen gibt, in denen sie gut parken kann, hat ihr wohl noch niemand verraten.

Positiv denken! Teil 1

Dienstag, 04. März 2008 19:48

Letzte Woche gings los: Als ich an dieser toten Taube vorbeiging, die da am Rande der Karl-Marx-Straße rumlag und einfach nur eklig war, ich mag Tauben sowieso nicht, da beschloss ich: Versuchen wir es mal mit der Methode des großen, weisen Bruders. Sehen wir die Realität mit anderen Augen!
Ist es nicht rührend, ein Stückchen Natur auch in Neukölln zu erleben, auch wenn es in Form von Tod ist? Tod und Verwesung. Okay, als ich sie am nächsten Tag auf der Straße sah, und nicht in besserem Zustand, da hielt sich meine Verklärung doch arg in Grenzen.

berlin bei neid

Samstag, 23. Februar 2008 23:28

Ich finde, jeder sollte sich mal die volle Dosis Nachtleben der besonderen Art geben: Samstagabend gegen elf, U-Bahnhof Kottbusser Tor. Man schreit sich an und schwenkt wütend die Bierflaschen, dass es eine Freude ist. Gedrängel und Getummel finsterer Gestalten und eine Atmosphäre wie im Krieg. Wow.
Aber ich bin wohlbehalten wieder heimgekommen!