Leben im Osten

Donnerstag, 07. Februar 2008 21:55

Heute wage ich mich mal in den fernen Osten! Ein besonderes Geschäft für Künstlerbedarf wurde mir empfohlen, also nichts wie hin. Eberswalder Straße, da kenne ich mich ja noch gar nicht aus! Und der Besuch lohnt sich. Prenzlauer Berg, wie er leibt und lebt. (Hä? Lebt?)
Ein originelles Geschäft neben dem anderen, bezahlbar das meiste, Restaurants mit verlockenden kleinen Gerichten, ich gehe ganz fasziniert an den Schaufenstern vorbei und freue mich auch, mal ein anderes Publikum um mich herum zu haben. Ist doch nicht so schlecht, mal aus Neukölln rauszukommen, wa? Und meine Farbe kriege ich schließlich auch. Ultramarinblau.

Luxus im Westen

Donnerstag, 07. Februar 2008 21:40

Nach dem Motto „Man gönnt sich ja sonst nichts“ nutze ich eine längere Pause und gehe mal in ein Kaufhaus. Im Westen. Ganz oben die Feinschmeckerabteilung hat mich früher schon mal in Begeisterung versetzt, also hoffe ich auf eine kleine Stärkung, ein feines Süppchen oder so … denkste. War das schon immer so? Die Hummermassen und Schokoladenköstlichkeiten, die edlen kleinen Küchlein für drei neunzig und die Kaviarhäppchen für neun achtzig … sie erschlagen mich. Die Leute, die da fein und reich und doch nicht wirklich zufrieden sitzen und Teures in sich reinschlürfen, sie ekeln mich. Ich verlasse abgestoßen und hungrig die Hallen und gönne mir draußen ein ganz normales, leckeres belegtes Brötchen.

Berliner Gelassenheit

Samstag, 02. Februar 2008 09:19

Das muss man sich mal vorstellen: Ganz Berlin müsste sozusagen im Chaos versinken, kein Bus, keine U-Bahn, keine Straßenbahn fährt mehr! Aber Chaos? Na ja. Sicher, auf der Karl-Marx-Straße hier um die Ecke war Freitagnachmittag ein heftiges Gedrängel und Gehupe, und morgens standen viele Menschen recht verzweifelt vor dem geschlossenen U-Bahn-Eingang. Und doch. Der wilde Aufschrei der gesamten Stadt blieb aus. Im sicheren Schwabenland hätten sich bestimmt viel mehr Menschen ereifert und diskutiert und gelärmt. Hier aber sitze ich in meiner bequemen S-Bahn, die Leute lesen und dösen wie gewohnt, ja der Zug ist sogar leerer als sonst und ich schaffe es gemütlich von Neukölln bis an den Zoo. Ein paar kleine Abweichungen wie ein zaghaft gefragtes „Gehts hier zum Savignyplatz?“ beim ungewohnten Umsteigen am Westkreuz fallen nicht ins Gewicht. Wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen! Und die Fußgänger, die nun an den großen Straßen entlang durch die Stadt pilgern, machen auch keinen so frustrierten Eindruck. Soll ja auch mal gesund sein, ein Stückchen zu gehen.

Im Januar

Dienstag, 29. Januar 2008 23:16

franzi-am-weinberg.jpg

Frühstück

Montag, 28. Januar 2008 22:14

Eines meiner Lieblingsgedichte ist ganz schlicht und auf Französisch.
Ich versuchs mal auf Deutsch, natürlich ganz frei und spontan und nur so nebenbei:

Er gießt den Kaffee in die Tasse.

Er gießt die Milch in die Tasse Kaffee.

Er gibt noch Zucker in den Milchkaffee.

Mit dem Löffel rührt er um.

Er trinkt den Milchkaffee.

Er stellt die Tasse zurück,

ohne mich anzusehen, ohne mich anzusprechen.

Er steht auf. Setzt sich den Hut auf.

Er geht wortlos fort.

Und ich nehme den Kopf in die Hände.

Und weine.

Das ganz abscheuliche Zwei-Satz-Drama

Samstag, 26. Januar 2008 00:45

Es gibt unterwegs niedliche Hundchen mit verwirrtem Blick aus dunkelbraunen Augen, die so süß und trotzdem noch hundlich sind, dass in mir manchmal ein leiser Wunsch aufkeimt, auch mal wieder ein Hundchen zu haben, das ich steicheln kann und das sich in seiner Verwirrtheit in der S-Bahn an mich wendet, auf dass ich es beschütze, was aber eigentlich nicht meine Aufgabe wäre, weil er eigentlich mich beschützen müsste, aber so ist das nun mal mit diesen Wesen.
Andererseits gibt es Hundehaufen wie der, den ich heute in Lichtenberg auf einem Tram-Bahnsteig in der Möllendorfstraße gesehen habe, die so entsetzlich sind, so unsagbar groß und ekelhaft, dass ich mir nicht vorstellen möchte, wer den wegräumen muss, geschweige denn, dass ich selbst jemals für so etwas verantwortlich sein könnte.