Schaufenster in Prag 2
Samstag, 15. Dezember 2007 21:00
Samstag, 15. Dezember 2007 20:06
Vielleicht sollte ich mal raus hier. Aber in einer Woche trete ich ja schon die Flucht an, also nur die Ruhe! Es sollte mich nicht stören, wenn die Menschen in der U-Bahn noch versiffter und finsterer aussehen als im Sommer. Wenn mir die junge Frau hinter mir ihre Haare mehrfach über den Kopf wirft, weil sie ihre Frisur zurechtrücken will, sollte ich mich nicht angeekelt umdrehen. Ist ja nicht bös gemeint! Auch die Leute sind nicht bös, die sich freudig im Supermarkt wiedersehen, nach langen, entbehrungsreichen Jahren, und sofort glückliche Gespräche beginnen, sodass kein Mensch mehr durchkommen kann, weil nun drei Einkaufswagen ins Gespräch mit einbezogen sind – soll man sich bei so viel Freude nicht ihnen anschließen und die Plauderei vielleicht durch einen Schwank aus dem eigenen Leben ergänzen? Ist ja schließlich nur Samstagnachmittag und die Regale wie vorm Krieg leergekauft, also kann man die Sucherei nach dem letzten Apfel eh aufgeben.
Außerdem sollte ich mehr Mitgefühl haben mit den armen Leuten, die so ganz doll erkältet hinaus müssen in die böse Welt, und die nichts dafür können, wenn sie niesend ihre Tröpfchen in der S-Bahn übers Volk sprühen. Auch die Variante „In die Hand niesen und sich dann wieder an der Haltestange festhalten“, mit derselben Hand natürlich, finde ich sehr spritzig.
Kurz: Es ist eklig, es ist nervig, und die Klagen über ein mikriges Weihnachtsgeschäft angesichts dieses Kaufrausches um mich herum will ich auch nicht mehr hören!
Dienstag, 11. Dezember 2007 22:29
Wenn ich morgens mit der S-Bahn zur Arbeit fahre, ist das eine saubere Sache: Die Leute wollen ihre Ruhe, sie sind müde oder gereizt oder bereiten sich auf irgendwas vor. Das ist normal. Wenn ich aber nachmittags zurückfahre, sind häufig die Irren unterwegs. Heute zum Beispiel dieses Grüppchen mit Jugendlichen, die sich einen Spaß daraus machen, ihre Süßigkeiten aus dem Papierchen zu wickeln und dieses dann blitzschnell „unbemerkt“ hinter sich unters Volk zu werfen. Sehr witzig. Ich sehe einen von den dreien finster an und frage: Muss das sein? Worauf er natürlich erwidert: Ich wars nicht! Klar, war der Kollege.
Dann kommt der Typ mit dem Brief in den Wagen. Anzug, nicht übermäßig elegant, wahrscheinlich irgendwo gestrandet. Stellt sich in die Mitte des Wagens, es ist kein Sitzplatz mehr frei. Er sieht die anderen an, als wolle er um Beifall heischen. Zieht dann einen Briefumschlag rauf, reißt ihn demonstrativ auf, liest ihn zum Teil laut, aber man kriegt nur Fetzen mit. Was ich sehen kann, ist so ein offizielles Schreiben, Finanzamt oder Rentenbescheid, wie interessant. Der Kerl brabbelt noch weiter vor sich hin, als er schon seinen Sitzplatz neben mir gefunden hat. Auch hier: Kann er nicht einfach still sein?
Die Leute, die sich lautstark begrüßen, als sie sich zufällig nach langer Zeit wiedersehen, stören mich nicht. Auch der Hund des punkigen Typs nicht, riesig, schwarz, furcherregend und ängstlich winselnd. Nicht der Typ natürlich.
Auch das obligatorische lautstarke Telefonat der jungen Frau „Ich bin jetzt Neukölln“, wo wir doch gerade erst Südkreuz verlassen, geht an mir vorbei. Das höre ich jeden Tag. Aber die Mischung des Ganzen, in jeder Ecke der Hauch des Winterirrsinns, den finde ich doch ein bisschen anstrengend. Leute, wollt ihr euch nicht alle ein wenig zusammenreißen?
Sonntag, 09. Dezember 2007 12:07
Vergesst es doch einfach. „Wenn alle in Deutschland …“ ist vielleicht eine nette Idee, aber sie wird nie funktionieren. Ob es nun ums Lichtausschalten geht oder um irgendetwas anderes. Genauso könnte ich träumen: „Wenn jeder Chinese mir das und das abkaufen würde …“ – tut er aber nicht. Warum sollte er auch?
Gestern bei der Aktion „Licht aus“ gab es jede Menge eifriger Energiefreunde, die abends um acht ihre Waschmaschine und die Mikrowelle angestellt haben, um nur ja einem Zusammenbruch der Stromversorgung entgegenzuwirken. Toll.
Samstag, 08. Dezember 2007 17:06
Mir fällt immer öfter auf, dass die Leute im Supermarkt nicht mehr einkaufen. Nein, da fragt Klein-Burschi die Mama: Nehmen wir noch noch so ein Video-Spiel mit? Der Ehemann wird von seinem Weibe gefragt, ob man die prima Steppdecke bei Lalldi mitnehmen soll. Und der Salat wird sowieso einfach mitgenommen. Komisch. Einerseits werden die Sachen teurer und die Geldbeutel dünner. Andererseits aber kauft man so cool und schnell, dass es gar nicht wehtut! Ich habe heute übrigens Karotten und Brötchen und Käse mitgenommen. Geld wollten die aber trotzdem dafür haben.