Archiv für Januar 2007

Geschichte 2

Mittwoch, 24. Januar 2007

zweisam und dreisam

Sie wusste, es war heller Wahnsinn. Man darf einem Mann nicht einfach seine Gefühle gestehen! Es würde vielleicht ihr ganzes geordnetes Leben zerstören. Aber es musste raus aus ihr. Okay, Dummheit siegt, sagte sie sich. Und schrieb ihm einen Brief, wie sie noch nie einen geschrieben hatte. Von Gefühlen und Ängsten und Hoffnung.
Als er abweisend und verständnislos reagierte, war sie zunächst traurig. Aber dann: Erleichtert. Sie hatte etwas gewagt, was sie sich nie zugetraut hätte, eine Frechheit, ein Mut, der sie aus ihrem Leben riss! Obwohl es ein klares „Nein“ gewesen war, fühlte sie sich bereichert. Und liebte ihr Leben und ihre Mitmenschen mehr als zuvor. Unlogisch? Aber möglich. Denn sie wusste nun, dass sie zu sich selbst stehen konnte. (Und das muss man erst man schaffen.)

Geschichte 1

Mittwoch, 24. Januar 2007

einsam

Er saß an seinem Schreibtisch und starrte auf das Telefon. Dies war die letzte Möglichkeit, das wusste er. Den Hörer ergreifen. Die Nummer wählen. Es war doch eigentlich so einfach!
Damals, als Marie ihn verlassen hatte, war ihm noch nicht klar gewesen, wie einsam er sein würde. Heute tat es ihm richtig körperlich weh. Er nahm den Hörer in die Hand und starrte auf die Tasten. Es ging wie von selbst. Wenn wir an einem bestimmten Tiefpunkt angekommen sind, gibt es keine Peinlichkeit mehr, nur noch das Notwendige.
Sie meldete sich fast sofort. Hallo? Ich bins. Hey. Mensch. Können wir uns sehen? Ja. Ich habe so lange gewartet. Endlich. Wann? Gut, morgen. Ich freu mich.
Nur ein kleiner Handgriff! Aber er veränderte sein Leben. Plötzlich ging es auch wieder bergauf mit der Arbeit; die anderen meldeten sich wieder. Und der Hautausschlag verschwand. Zauberei? Nein.

Einfach laufen lassen

Dienstag, 23. Januar 2007

Den Spruch habe ich mal bei einem Ferienjob in der Fabrik gehört: Laufen lassen, los! Der Vorarbeiter wollte mich wohl vom Nachdenken abbringen, ist ja an einer Maschine, die ständig irgendwas ausspuckt, wohl auch ganz sinnvoll. Manche scheinen sich das als Lebensmotto gewählt zu haben. Nur nicht zögern, nur nicht nachdenken! Hm.

Morgens vor einer Neuköllner Grundschule erinnere ich mich wieder an den Spruch. Ja, wir wollen den Motor laufen lassen! Papa bringt seine Kleinen noch bis zum Klassenzimmer und bespricht die Weltlage mit anderen Eltern, während der Wagen (heute ein Taxi) in der zweiten Reihe wartet, den Verkehr blockiert und vor sich hin qualmt. Rauchverbot? Nicht für Autos! Böse Abgase? Ach was, sind doch Großstadtkinder, die sind das gewöhnt.
Auch wenn die lieben Kleinen wieder abholen werden, sitzt so manche Mutter im Wagen mit laufendem Motor vor der Schule, zehn Minuten und mehr, und starrt auf die stille Schule. Denn noch ist kein Unterrichtsende. Irrsinn.

Neulich wurde mal ein Polizeibeamter eingesetzt, um vor der Schule ein wenig nach dem Rechten zu sehen und die Eltern auf ihr Verhalten aufmerksam zu machen. Na der hat vielleicht was von denen zu hören gekriegt!

Denn wir dürfen nicht vergessen: Die Autos sind das Gute in unserem Lande. Na denn Prost!

Noch mal zur Rechtschreibung

Montag, 22. Januar 2007

Eins ist klar: Eine geltende Rechtschreibung ist kein Gesetz, an das man sich halten muss! Es sei denn, man sitzt auf einem Amt und hat seine Bestimmungen. Oder man ist Lehrer oder Schüler. Ich sehe manchmal, wie jemand immer ein „Ü“ durch ein „Y“ ersetzt. Das finde ich originell und nett! Eine Guillotine wartet also auf niemanden, der sich nicht an die Regeln hält. Was aber die aktuelle Rechtschreibung anbetrifft, so treffe ich ständig Leute, die überrascht fragen: Ach, man schreibt jetzt „wie viel„, „im Voraus“ oder „Abschluss„? Ja, tut man. Viele meinen: „Och nö, ich hab das anders gelernt, dabei bleibe ich.“ Da tauchen dann immer noch uralte Formen wie „für’s“ oder „in’s“ auf, die vor dreißig Jahren schon abgeschafft wurden. Und je mehr darüber diskutiert wird, je mehr diese Themen überhaupt ins Bewusstsein vieler Menschen rücken, desto mehr Fehler verbreiten sich. Jetzt ist es schon in der Werbung üblich, die Leute mit „Was willst Du?“ anzureden, obwohl hier nicht mal die alte Briefregelung gilt! Lästig. Auch „Straße“ sehe ich immer mehr mit zwei „s“, weil so eine Art Wahn um sich greift. Ein Grund dafür ist: Keiner hat Lust, sich noch mal hinzusetzen und sich die aktuellen Regeln reinzuziehen. Zu anstrengend. Die Schule ist schließlich vorbei. Da wird dann eben irgendwas aufgeschnappt und etwas nie gehört, obwohl es jetzt Norm ist.

Schade irgendwie. Vielleicht kehrt ja in dreißig Jahren wieder Ruhe ein, wenn die jetzigen Schulkinder groß sind und ihren Kindern bei den Hausaufgaben helfen.

Schweinzelhaltung

Montag, 22. Januar 2007

Mal wieder was ganz anderes: Meerschweinchen sind gesellige Rudeltiere! Die wollen nicht allein in einem Käfig vor sich hin dämmern; und sie warten auch nicht darauf, von einem gütigen Menschen zweimal am Tag gestreichelt zu werden. Nein! Zusammen gurren und kuscheln und sich ums Futter streiten und gemeinsam ein Zimmer durchhoppeln, das ist ihr Ding. Ende der Kurzdurchsage.

Du oder du?

Samstag, 20. Januar 2007

Manchmal hat eine Schreibweise auch etwas mit dem eigenen Gefühl zu tun, ganz klar. Nehmen wir zum Beispiel einen Brief: Als vor zehn Jahren beschlossen wurde, „du“ und „dein“ und „dir“ solle jetzt kleingeschrieben werden, fand ich das richtig gut. Habe ich auch sofort übernommen und mich sehr schnell daran gewöhnt. Nur ganz selten, in Briefen an irgendeine Tante Emma etwa, da zögerte ich kurz: Was sie wohl denkt? Allerdings sollte Tante Emma inzwischen wissen, dass ich Deutschlehrerin bin und daher ab und zu anders schreibe, als sie es gewöhnt ist.

Wenn ich heute eine Mail bekomme (Briefe schreibt man ja nicht mehr) , in der „du“ großgeschrieben ist, dann denke ich: Ach, das gibts auch noch. Oder: Warum so förmlich? Ich finde jedenfalls, dass durch respektvolle Höflichkeit viel von der natürlichen Nähe verloren gehen kann. Schade irgendwie. Heute ist es übrigens dem Schreiber wieder freigestellt, ob er „du“ oder „Du“ im Brief schreibt. Ich bleibe bei „du“. (Gut, dass ich gar keine Tante Emma habe, die sich darüber echauffieren könnte.)

Aber wenn mir jemand schreiben will und in Zukunft zögert, wie er/sie schreiben soll: Ist schon okay. Ich weiß ja, wie’s gemeint ist.