Archiv für die Kategorie 'Alltag'

Handschlag? Nä bloß nicht!

Montag, 06. April 2020

Eigentlich versuche ich ihn ja seit Jahren zu vermeiden. Da wird mir aggressiv eine Hand entgegengestreckt und ich muss sie auch noch ergreifen und freudig lächelnd auf und ab bewegen. Eklig. Wer weiß denn, was die Leute vorher in der Hand hatten und wann sie ihre Hände zuletzt gewaschen haben? Und nun ist es endlich so weit! Ich darf munter (unter meiner Maske) grinsend meine Hand zurückziehen und auf das traditionelle Begrüßungsritual der Deutschen verzichten. Danke!

Allerdings versucht jetzt keiner mehr, mich per Handschlag zu begrüßen.

Pollenflug

Donnerstag, 16. Januar 2020

Ich niese und leide und denke: Ja, der Winter … Aber nein! Es ist die wundersame Wärme draußen und die Sonne dazu! Vogelgezwitscher und alles andere als Januargefühle: Sie fliegen schon, die bösen Pollen, Hasel und Erle suchen mich heim und ich sehne mich nach grimmigen Schneeflocken. Obwohl. Schön es es ja schon …

Buuumaaa!

Sonntag, 12. Januar 2020

Boomer sind bösartige Wesen, die junge Menschen ausbeuten, aussaugen, die daran schuld sind, dass junge Menschen in zwanzig Jahren nichts mehr zu essen haben. Denn dann sitzen die ganzen Boomer nur noch träge in ihren Sesseln und Heimen rum und wollen bedient werden. Unzählige werden es sein!

Ja, ich gebe es zu, ich bin eine von denen – genau wie all meine Freundinnen und Freunde, meine Brüder … so war es schon immer. Eingeschult mit 46 anderen Kindern, in einer Klasse wohlgemerkt, mussten wir schon immer mehr kämpfen als andere Generationen. An der Uni gab es nicht genug Platz, bei Bewerbungen mussten Ellenbogen und Messer eingesetzt werden – sind Firmen heutzutage nicht heilfroh über jeden halbwegs intelligenten jungen Menschen, der noch bereit ist, sich auf ihre Spielchen einzulassen?

Und was schließen wir daraus? Dass junge Menschen durchaus unser Mitgefühl verdienen. Denn die Boomer sind überall. Und sie haben gelernt zu überleben. Wenn die Jugend am Freitag für die Zukunft demonstrieren, sollten wir nicht altersweise sagen, klar, haben wir auch gemacht, damals in den Achtzigern. So was kommt nicht gut an. Wenn sie uns ein grimmiges Buuumaaa entgegenschreien, dann sollten wir betrübt nicken und sagen: Ihr habt ja recht.

Hundeangst

Montag, 30. Dezember 2019

Wenn die Dämmerung kommt im Wald. Und die Böller sich für Silvester probeböllernd lautstark in der Ferne entladen. Dann läuft der Hund alleine los, die Angst greift nach ihm und er läuft schneller und schneller, auch wenn Herrchen ruft, das ist dann auch egal. Bloß weg. Außerdem ist es kalt und Hundchen möchte nach Hause. Was er dann auch schafft. Nur Herrchen ist nicht erfreut nach stundenlanger Suche.

Ich habe Wei Ling Yi persönlich gesehen

Mittwoch, 19. Juni 2019

oder auch

Ein Heiliger kommt nach Metzingen

Qi Gong ist eine wunderbare Sache. Durch spezielle Bewegungen kommt mein Qi, meine inneren Energieströme, ins Fließen und ich werde gesund. Oder zumindest etwas gesünder. Oder besser.

Das lehrt mich mein Volkshochschul-Qi-Gong-Kurs jede Woche und es tut gut. Deshalb hat mich die Begeisterung meiner Lehrerin sofort mitgerissen, als sie erzählte, ihr Meister, ein Großmeister aus China, würde tatsächlich nach Metzingen kommen!

Nach einigem Zögern (36 Euro sind keine Kleinigkeit) beschloss ich, an dem Seminar teilzunehmen. Seminar klingt ja schon ein bisschen nach Erleuchtung und von elf bis vier kann man einiges erwarten. Die Wissenschaft, zu der ich mehr erfahren wollte, heißt übrigens Yi Xue – Yi steht für Eins, Einheit, Ganzheit und Xue ist die Wissenschaft.

Der Pavillon der Musikschule war gut gefüllt und ich setzte mich möglichst weit vorne hin. Man will ja was sehen. Und hören. Ich erhoffte mir Inspiration geistiger und körperlicher Art – ein paar Übungen direkt vom Meister gezeigt hätten mir gut getan. Aber auch das vierstündige Sitzen brachte natürlich Einsichten. Außerdem konnte ich mein chinesisches Hörverstehen etwas auffrischen.

Zunächst erhöhte sich die Spannung, bis der Meister endlich in den Raum trat. Wir wurden aufgefordert zu klatschen – ich war sofort bereit für einen frenetischen Applaus, aber nein – es wurde einheitlich geklatscht- alle zusammen im selben Rhythmus. Daraufhin erschien er strahlend.

Vorne im Raum war ein altarähnlicher Tisch aufgebaut. Mit Kerzen, weißem Tischtuch und Lotusblüten aus Plastik zur Veranschaulichung unseres inneren Lotus. Das ist so ähnlich wie unsere Seele.

Und der Vortrag begann. Ich lernte, dass der Meister ein Heiliger ist und wir alle danach streben sollten, Heilige zu werden. Ich erfuhr, dass auch mein Hund danach strebt, eine höhere Ebene zu erreichen, mindestens die Menschenebene. Er zieht deshalb Energie von uns ab und man sollte seinen Hund nicht mit ins Bett nehmen. Ich lernte auch, dass unsere Krankheiten unsere eigene Schuld sind und wir einem ärztlichen Attest nicht glauben sollten. Eine positive Einstellung uns selbst gegenüber, die richtigen Übungen und Sprüche – und schon sind wir geheilt. Auch Wei Ling Yi kann uns aus der Entfernung heilen – wir müssen uns aber auf ihn einlassen und sein Angebot annehmen. Gegen Alterserscheinungen hilft der Spruch: Bu lao – ich bin nicht alt! Es war beeindruckend. Ich fühlte mich blitzschnell verjüngt, zumal das duchschnittliche Alter der Anwesenden weit über meinem lag. Das hilft immer.

Nach zwei unterhaltsamen Stunden, in denen der Meister köstliche Schauspieleinlagen gab – er als Kranker, Alter – plötzlich geheilt und jung – wurde noch eine alte Frau auf die Bühne gebeten. Sie erzählte begeistert, wie sie zu Wei Ling Yi und seiner Lotusgruppe gezogen war und ihr Haus und ihr Sparbuch losgelassen habe … Sie wirkte sehr glücklich. Und erzählt das auch auf anderen Seminaren in den USA und China.

Dann kam der Höhepunkt der Veranstaltung. Das Buffet. Danke an all die fleißigen Frauen, die gekocht und vor allem gebacken haben, um uns in der Mittagspause zu stärken! Das Spendenkässchen neben den Speisen galt dem Aufbau des neuen Lotuszentrums im Osten. Eine Chance, den Meister vielleicht unter vier Augen etwas (auf Chinesisch) zu fragen, gab es auch in der Pause nicht. Schade irgendwie.

Am Nachmittag sahen wir ihn auch nicht mehr. Seine Gefährtin erzählte uns in ähnlicher Manier ähnlich wichtige Dinge, bis wir kurz vor vier das Lied „Bu Lao“ noch einmal singen durften.

Immerhin gab es ganz zum Schluss ein paar Dehnungsübungen unter Anleitung einer hiesigen Qi-Gong-Lehrerin, was mir half, das stundenlange Sitzen gut zu überwinden, negative Energien abzuleiten und kosmische Strömungen aufzunehmen. Wir erfuhren noch schnell etwas über das Mutter-Erde-Festival in Berlin Ende August, dann mussten wir uns trennen. Unter einheitlichem Klatschen wurde dann auch die Heilige verabschiedet und wir gingen nach Hause. Oder ins Outlet.

Von Ute Lehr und anderen dubiosen Scheingestalten

Montag, 07. Januar 2019

Es gibt Kettenbriefe, die nerven nur. Unpersönlich gemacht, aber persönlich verschickt an Weihnachten, Valentinstag und ähnlichen Anlässen. So spart sich der Versender schon die Arbeit, sich eigene Gedanken zu machen, und bildet sich trotzdem ein, etwas Edles, Süßes, Originelles oder Tolles verschickt zu haben. Nicht nett.

Und dann gibt es die bösen Kettenbriefe. Manche transportieren sogar einen Virus. Manche bringen „nur“ Verunsicherung und Angst. Hüte dich vor Ute Lehr! Pass auf! Dein Adressbuch wird zerfressen und zerstört und zerhackt! Dass das alles technisch nicht möglich ist, interessiert nicht. Die Warnungen werden weitergeleitet und verbreitet und vervielfacht, weil sich so viele Menschen keine Gedanken machen. Es ist ja auch so einfach – klick und weiter. Schon hat es die gute Freundin, die man ja so gerne warnen möchte. Und schon ist wieder ein bisschen Angst und Verwirrung und Unmut mehr in dieser Welt. Muss das denn sein? Könntet ihr bitte alle erst einmal nachdenken, bevor ihr einen Kettenbrief, der ja leicht zu erkennen ist, weiterleitet?

Die Menschen, die sich am Anfang solche Texte ausgedacht haben, hatten Lust darauf, die Welt in Angst und Schrecken zu versetzen. Sie fühlen sich mächtig über Millionen, wenn sie sich ausmalen, wie oft ihr Text weitergegeben werden kann. Dafür muss der Text natürlich schön fies sein und am besten mit üblen Konsequenzen drohen, sollte die Warnung ignoriert werden. Wenn dann jeder, der einen Kettenbrief erhält, nur drei wieder verschickt … Nicht auszudenken. Wann ist die Welt dann komplett zugemüllt, verängstigt, in Panik? Eine Frage an schlaue Mathematiker und Psychologen.

Gut, dass es noch Leute gibt, die solche Nachrichten einfach löschen und die Versender darauf hinweisen: Bitte keine Kettenbriefe weiterleiten!