Archiv für Mai 2007

Sprachberatung: Indirekte Rede

Donnerstag, 17. Mai 2007

Es gibt Millionen von Möglichkeiten, ein Gespräch in einen zusammenhängenden Text umzuformen, klar. Hier mein Vorschlag für den Dialog von unten:

Ein Mann betritt einen Raum und grüßt. Die Frau in dem Raum (kann auch ein Mann sein) fragt verwirrt, was der Mann will. Er sagt, er wolle sie töten. Sie fragt ihn entsetzt nach dem Grund, und sie betont, ihm nichts getan zu haben. Er erwidert gelassen, dass er dafür bezahlt werde. Sofort bietet sie ihm an, mehr zu zahlen, doch davon will er nichts wissen; es sei zu spät und er habe seine Prinzipien. Und doch bietet sie ihm 50.000 Euro an, die er kühl ablehnt. Sie droht daraufhin, laut zu schreien, dann käme Hilfe. Er jedoch bedroht sie mit seiner Waffe und fragt sie ganz dreist noch nach einem letzten Wunsch. Sie ist wieder irritiert und will wissen, warum er sie das frage. Er deutet an, dass ihm das mehr Spaß mache. In diesem Augenblick geht die Tür auf, die Frau schöpft Hoffnung und begrüßt freudig ihren Mann und bittet ihn um Hilfe. Doch der ist nur empört, dass der Mörder noch nicht fertig ist mit seiner Arbeit. Die Frau beginnt zu schreien.

Sprachberatung: Indirekte Rede

Donnerstag, 17. Mai 2007

U. aus Russland hat noch ein paar Probleme mit der indirekten Rede. Darum versuchen wir es im Unterricht mal mit diesem Dialog. Nicht vergessen: Es gibt Sprechhandlungen (sie flüstert, er schreit, sie blickt ihn fragend an, er nickt …), die keine Dialoge brauchen.

Unsere Übung:

Mörder: Guten Abend.

Opfer: Was wollen Sie hier?

Mörder: Sie töten.

Opfer: Aber warum, ich habe Ihnen doch nichts getan!

Mörder: Ich werde dafür bezahlt.

Opfer: Ich zahle Ihnen mehr!

Mörder: Zu spät. Ich habe meine Prinzipien.

Opfer: Fünfzigtausend Euro?

Mörder: Vergessen Sie’s.

Opfer: Ich schreie ganz laut! Dann kommt Hilfe!

Mörder: Und ich schieße jetzt. Haben Sie noch einen letzten Wunsch?

Opfer: Warum fragen Sie mich das?

Mörder: So macht es mehr Spaß.

Opfer: (Blickt zur Tür). Oh, Schatz, gut dass du kommst! Hilfe!

Schatz: Verdammt, sind Sie noch nicht fertig?

Opfer: Gaah!!

Der neue Text soll nun keine wörtliche Rede mehr enthalten. Schafft ihr das? Eine Lösung gibts später!

Geisterbahn

Donnerstag, 17. Mai 2007

Manchmal habe ich unterwegs echt das Gefühl, in einer Geisterbahn zu sitzen: Wenn sich diese unglaublich dicke deutsche Mami mit ihrem Kinderwagen und Söhnchen in der U-Bahn so vor die Tür platziert, dass an ein Ein- oder Aussteigen für andere Personen durch diese Tür nicht mehr zu denken ist. Pausenlos fragt sie ihren (türkischen) Freund/Mann, wie viele Stationen sie noch fahren, und es scheinen noch viele zu sein, denn er murmelt muffig etwas von „zwanzisch“, hat keine Lust, sich näher mit dem Thema zu befassen. Alle anderen Fahrgäste nehmen die anderen Türen und klettern mühsam über Beine und Koffer. Man ist ja hart im Nehmen hier.
Oder gestern, in meiner geliebten Ringbahn. Es gibt Leute (insbesondere Frauen), denen es eine besondere Lust zu bereiten scheint, ihre intimsten Streitereien vor allen auszubreiten. Lautstark.
Er: Ich will jetzt endlich (murmel), verdammt.
Sie: Det jeht dich gar nüscht an, det is mein Körper!
Er: (Grummel, brummel)
Sie: Scheiße, ick lass det nicht wechmachn, det is meine Sache.
Er: (Hm, grummel)
Sie: Sowatt is auchn gefährlicha Eingriff, det lass ich nich machn …
Er: (Gurgel murmel)
Sie: Hättste ma bessa uffjepasst, Idiot.

Na viel Spaß noch, Leute.

Tony 8

Sonntag, 13. Mai 2007

Lästig ist, wenn man die Frauen erst bitten muss zu gehen. Gab heute noch eine ziemlich unhübsche Szene, aber mal ehrlich: Abends sehen die doch meist verdammt viel besser aus, oder? Außerdem will ich meine Hallen für mich; ich kann morgens sowieso kein Gequatsche ertragen, vor allem kein Weibergequatsche von wegen „Wollen wir uns wieder treffen?“ oder „Oh Tony, du und ich, weißt du, ich glaube …“ nee danke, da wird mir übel. Abends unterwegs läuft das ja immer ganz locker ab, auch die Schnecke von heute war völlig unverkrampft. „Was, du wohnst in einem Loft, oh cool, darf ich das mal sehen?“ Und dann später „Oh wow, da kriegt man ja richtig weiche Knie!“ hauchte die und warf sich mir an den Hals. Was soll man machen? Da sag ich doch nicht nein, oder? Aber wie gesagt, morgens ist dann Schluss mit lustig. Immerhin hat sie ja noch einen Kaffee gekriegt.
Ist schon komisch mit Hausbesuch. Meistens überlasse ich es ja den Ladys, ob was läuft oder nicht. Den großen Eroberer will ich schließlich nicht raushängen, kommt heutzutage auch nicht mehr sonderlich gut.
Nur ganz selten, da werde ich plötzlich schüchtern. Ich weiß, das könnt ihr euch jetzt nicht so gut vorstellen. Aber ganz selten gefällt mir eine. Dann rede ich auf einmal üblen Stuss, fasle was von meiner Asienzeit oder wo man in Berlin gute Lederklamotten herkriegt, echt schlimm. Und dann verschwindet die wieder, nix ist gelaufen und ich sitze da zwischen meinen Riesenwänden.
Aber davon wollte ich gar nicht erzählen, sorry! Bin dann spontan losgefahren, einfach nur raus; erst mit meiner U7, dann Naukölln einfach in die nächste S-Bahn, die so kam. War eine nach Spindlersfeld. Klingt gut, dachte ich. Das wurde auch tatsächlich immer grüner unterwegs, was will Mann mehr? Endstation: raus. Da stand ein Bus rum, okay, nehme ich, dachte ich. Und der fuhr am Schloss Köpenick vorbei, das wollte ich mir näher ansehen! Ich also raus. Und mitten ins tiefste Muttertagsgetümmel, ich habs mir so richtig gegeben! Mal nicht Neukölln. Bierchen am Spreeufer, launige Nachbartische mit Eisbein oder Rieseneisbecher. Spatzen, die auf Beute aus waren. Dann: an der Spree entlang, und da bietet sich doch tatsächlich auch noch ein Ausflugsdampfer an, mich Richtung Heimat zurückzuschippern. Mache ich. Die Muttchen wundern sich etwas über mein schwarzes Outfit, auch egal. Ich starre aufs Wasser und wundere mich über mich selbst.

Tony 7

Sonntag, 13. Mai 2007

Während ich heute in meinem Neuköllner Loft meine ersten Qi-Gong-Übungen des Tages absolviere, ruft ein völlig entnervter Andreas an. Eine Katastrophe! Er wisse nicht mehr aus noch ein! Mürrisch beruhige ich ihn und kann schließlich den Grund seiner Verzweiflung rauskriegen. Nein, die Polizei ist ihm noch nicht auf die Schliche gekommen. Und keiner hat seinen Roman verrissen, denn keiner hat den Ramsch gelesen. Nö, er hat einfach den Muttertag vergessen! Ich bezweifle zwar, dass das seine greise Mutter zur Kenntnis nimmt, empfehle ihm aber einen locker-flockigen Anruf, just in case: Vielleicht hat sie ja gerade heute ihren klaren Tag und wird ihm sonst für den Rest des Jahres gram sein?
Bin ich froh, dass ich allein bin. Dachte ich und wandte mich meinem Bett zu, in dem noch eine mir namentlich unbekannte Nixe schlummerte. Vielleicht muss die ja auch noch an ihre Mutter denken?

Tony 6

Samstag, 12. Mai 2007

Manche in meinem Bekanntenkreis meinen, ich erscheine wie ein grimmiger Geist, wenn ich so in meinem langen, schwarzen Ledermantel die Straßen Neuköllns durchwandere. Alles Quatsch. Ich bin kein Geist. Sie können mich alle sehen, das ist doch schon Beweis genug. Und wenn sie mich sehen und dabei ganz zufällig an den Mist denken, den sie gerade bauen, dann solls mir recht sein.
Gestern U 9, Bundesplatz: Wieder einer dieser Fahrgäste, die die U-Bahn nur rauchend erwarten können. Manche werfen ihre Zigarette wirklich erst im letzten Moment in den Mülleimer, als würden sie an ihrem Glimmstängel festkleben. Immer wieder fangen dann die Mülleimer an zu rauchen, weil brennende Zigaretten und alte Zeitungen eine ungute Verbindung eingehen. Für einige ist der Gestank dann so beängstigend, dass sie sich nicht auf den Bahnsteig wagen. Gestern aber: Die U-Bahn fährt ein, Ansage, Leute strömen, der Typ will die Zigarette wegwerfen – und schafft es nicht. Ein paar bleiben kurz stehen, um das Schauspiel zu beobachten: Ein Mensch, der wie wild mit der Hand in der Luft herumfuchtelt, zu schreien anfängt, zu hopsen, aber die Zigarette löst sich nicht von seiner Hand! Dann steigen auch die letzten bedauernd ein; schade, sie hätten gerne noch eine Weile dieser interessanten Vorführung zugesehen, wofür der wohl werben wollte? Auch ich fahre mit leisem Bedauern weiter, „zurückbleiben bitte!“.