Archiv für die Kategorie 'Deutsch'

Rosenmontag

Montag, 19. Februar 2007

Hurra! Wir sind in Berlin und müssen nicht mitmachen! Ich glaube, wenn ich am Rhein wohnen würde, würde ich spätestens heute nach Berlin kommen. Dummdädummdää. Wenn sich hier am Wochenende ein zaghafter Mensch mit ulkigem Hütchen und aufgemalten Sommersprossen gezeigt hat, hat er/sie höchstens ein mildes Lächeln bei seinen/ihren Mitmenschen geerntet. Oder eher keine Reaktion, schließlich sind wir in Berlin, und jeder läuft sowieso rum, wie es ihm passt.
Nur beim Fernsehen gerate ich beim Zappen aus Versehen in eine Karnevalsveranstaltung. Und da verstehe ich dann, warum mich die organisierte Ulkerei so rasend macht: Rosenmontag kommt ja gar nicht von den Rosen, sondern von „rasen“, verrückt spielen! Kein Wunder also.

Noch mal zur Rechtschreibung

Montag, 22. Januar 2007

Eins ist klar: Eine geltende Rechtschreibung ist kein Gesetz, an das man sich halten muss! Es sei denn, man sitzt auf einem Amt und hat seine Bestimmungen. Oder man ist Lehrer oder Schüler. Ich sehe manchmal, wie jemand immer ein „Ü“ durch ein „Y“ ersetzt. Das finde ich originell und nett! Eine Guillotine wartet also auf niemanden, der sich nicht an die Regeln hält. Was aber die aktuelle Rechtschreibung anbetrifft, so treffe ich ständig Leute, die überrascht fragen: Ach, man schreibt jetzt „wie viel„, „im Voraus“ oder „Abschluss„? Ja, tut man. Viele meinen: „Och nö, ich hab das anders gelernt, dabei bleibe ich.“ Da tauchen dann immer noch uralte Formen wie „für’s“ oder „in’s“ auf, die vor dreißig Jahren schon abgeschafft wurden. Und je mehr darüber diskutiert wird, je mehr diese Themen überhaupt ins Bewusstsein vieler Menschen rücken, desto mehr Fehler verbreiten sich. Jetzt ist es schon in der Werbung üblich, die Leute mit „Was willst Du?“ anzureden, obwohl hier nicht mal die alte Briefregelung gilt! Lästig. Auch „Straße“ sehe ich immer mehr mit zwei „s“, weil so eine Art Wahn um sich greift. Ein Grund dafür ist: Keiner hat Lust, sich noch mal hinzusetzen und sich die aktuellen Regeln reinzuziehen. Zu anstrengend. Die Schule ist schließlich vorbei. Da wird dann eben irgendwas aufgeschnappt und etwas nie gehört, obwohl es jetzt Norm ist.

Schade irgendwie. Vielleicht kehrt ja in dreißig Jahren wieder Ruhe ein, wenn die jetzigen Schulkinder groß sind und ihren Kindern bei den Hausaufgaben helfen.

Du oder du?

Samstag, 20. Januar 2007

Manchmal hat eine Schreibweise auch etwas mit dem eigenen Gefühl zu tun, ganz klar. Nehmen wir zum Beispiel einen Brief: Als vor zehn Jahren beschlossen wurde, „du“ und „dein“ und „dir“ solle jetzt kleingeschrieben werden, fand ich das richtig gut. Habe ich auch sofort übernommen und mich sehr schnell daran gewöhnt. Nur ganz selten, in Briefen an irgendeine Tante Emma etwa, da zögerte ich kurz: Was sie wohl denkt? Allerdings sollte Tante Emma inzwischen wissen, dass ich Deutschlehrerin bin und daher ab und zu anders schreibe, als sie es gewöhnt ist.

Wenn ich heute eine Mail bekomme (Briefe schreibt man ja nicht mehr) , in der „du“ großgeschrieben ist, dann denke ich: Ach, das gibts auch noch. Oder: Warum so förmlich? Ich finde jedenfalls, dass durch respektvolle Höflichkeit viel von der natürlichen Nähe verloren gehen kann. Schade irgendwie. Heute ist es übrigens dem Schreiber wieder freigestellt, ob er „du“ oder „Du“ im Brief schreibt. Ich bleibe bei „du“. (Gut, dass ich gar keine Tante Emma habe, die sich darüber echauffieren könnte.)

Aber wenn mir jemand schreiben will und in Zukunft zögert, wie er/sie schreiben soll: Ist schon okay. Ich weiß ja, wie’s gemeint ist.

kurz – und noch kürzer

Dienstag, 16. Januar 2007

Was ich ganz nett finde, ist so ein „Kürzestroman“ oder eine „Kürzestgeschichte“, die alles Wesentliche in etwa drei Sätzen auf den Punkt bringt – und dann noch womöglich witzig und spannend ist! Gabs da nicht früher immer sowas in einer bekannten Zeitschrift, auf der Witzseite? Ewig nicht gelesen.
Also nicht wundern, wenn hier demnächst etwas in der Art auftaucht! Ist doch auch eine sprachliche Herausforderung: Fast alles weglassen.

Schnorrer

Freitag, 12. Januar 2007

Na so was: Da stoße ich zufällig auf einen Wikipedia-Artikel über das Verb schnorren. Und ich erfahre: Der Schnorrer war früher im Judentum ein Bettler, der durch seine Existenz dem Gläubigen ermöglichte, Barmherzigkeit zu üben. Wie interessant! Der Gute ist also der, der die Gabe annimmt, nicht der Spender. Der muss nur sein Sündenregister verringern.

Mensch. Ich habe gleich eine kleine Münze unterwegs gespendet und mich besser gefühlt. Wenn wir schon keine zwanzig Rosenkränze mehr beten dürfen, zum Ablass meine ich.

Das Wort selbst kommt vom schnarrenden Instrument des Bettlers. Was immer das dann war.

Lerntheorien

Dienstag, 19. Dezember 2006

Mal was anderes: Braucht man eigentlich eine Lerntheorie, wenn man Deutsch als Fremdsprache unterrichtet? Ich bin der Meinung: Nein. Diese Theorien sind nützlich, um zu beobachten, was sich bisher getan hat auf dem Gebiet. Sie sind praktisch, wenn man sich kritisiert. „Du solltest viel mehr den blabla Aspekt berücksichtigen!“

Wenn ich aber tatsächlich in der Klasse stehe, dann muss ich doch auf die Lernenden, die Tageszeit, den Wochentag (freitags mehr Spiele als montags) und das Thema eingehen. Ich kann mich doch nicht einer Theorie beugen und darüber die Praxis vergessen! Außerdem kann ich doch nicht den ganzen Tag dasselbe machen, nur weil ich Anhängerin einer bestimmten Idee bin! Nö. Mal ein Diktat, mal eine Diskussion, dann wieder trockene Textarbeit und ein wildes Spiel. Gruppenarbeit, Einzelarbeit und wieder alle zusammen. Abwechslung ist meine Devise!
Dazu eine lange Diskussion hier.