Ede Mielke genoss sein schmutziges Hobby. Er liebte es, dort im dunklen Park zu stehen und sie zu beobachten und auf die Richtige zu warten. Was mussten diese Frauen auch durch die Hasenheide gehen, um diese Zeit? Die wollten es doch nicht anders. Seine Taktik war dann immer die gleiche. Er folgte ihnen in einigem Abstand, bis sich eine günstige Gelegenheit ergab. Packte sie dann von hinten und presste sie an sich, wobei eine Hand immer gleich ihren Mund verschließen musste, die Kreischerei wollte man ja schließlich nicht antun. Die andere Hand befühlte schon zu diesem Zeitpunkt, wie lohnenswert der weitere Angriff war, und meist grunzte er schon jetzt lustvoll auf. Dann schleifte er sie ins Gebüsch, hielt sein Opfer fest und tat, was er sich zuvor genüsslich ausgemalt hatte. So war das auch an diesem Abend geplant. Lautlos, so dachte er zumindest, bewegte er seinen verschwitzten, fünfzigjährigen Körper durch den Park und hielt Ausschau. Doch heute wurde er das seltsame Gefühl nicht los, selbst beobachtet zu werden. Wie das? War da womöglich ein Weib hinter seinem kräftigen Körper her? Wäre doch irgendwie verständlich! Ungefähr dies waren die letzten Gedanken von Eduard Mielke. Das Schwert traf ihn blitzschnell, und es war mehr Überraschung als Schmerz, was ihn erstarren ließ.
Der Mann in Schwarz wischte seine japanische Waffe mit einem weichen Tuch ab, bevor er sie wieder verstaute. Eine weitere gute Tat.
Eigentlich, so dachte Andreas, müsste es für jeden Menschen die typische Mordart geben. Da waren die weiblichen Giftmörderinnen, die den Tod sanft reichen wollten wie ihre Weihnachtsplätzchen, ohne das Opfer berühren zu müssen. Oder der männliche Schießer, der sein tödliches Geschoss in den Gegner schleuderte und dessen Zusammensacken noch genoss. Ein Schwert- oder Messermörder wollte die Verlängerung seines Arms, er wollte strafen! Dann gab es die feinen Haushaltsmörder, die mit geschickten Installationen jeden Verdacht von sich ablenkten und ihre Morde als Unfall aussehen ließen. Hatte er da nicht einmal einen sehr humorigen Film gesehen, ja, mit Korff war das gewesen, ein gequälter Mieter befreite sich da von lästigen Nachbarn. Wunderbar. Und er, Andreas? Was für ein Mörder wäre er, wenn es darauf ankäme?
An diesem freien Samstag zwischen Karfreitag und Ostersonntag verbrachte er noch einige zufriedene Stunden im Bett. Er hatte sich schon ein Blätterkrokantei aus der Küche geholt – „Aber Andilein, doch nicht vor Ostern!“, hätte seine Mutter mit vorwurfsvollem Stirnrunzeln gesagt, und er hätte das Ei womöglich wieder zurückgelegt, verlegen errötend. Aber er war ja frei! Dort aus dem Pflegeheim konnte sie ihn nicht mehr erreichen.
Und seine spezielle Mordmethode? Oh ja, der Mord musste als solcher erkennbar sein, aber die Polizei in eine völlig falsche Richtung führen! Und ganz wichtig: Er durfte nicht gesehen werden. Er durfte keine Spuren hinterlassen. Und es durfte kein Motiv geben, das zu ihm führen konnte! Vergnüglich stopfte er sich die Kissen zurecht und freute sich über die strahlende Aprilsonne draußen.