Andreas 14

Freitag, 30. März 2007 22:48

Seit etwa zwei Tagen hatte Andreas nun Zahnschmerzen. Nicht solche von der vergänglichen Sorte, sondern diese hartnäckigen, gemeinen Schmerzen, die selbst bei harmlosen Zwischendurch-Ostereiern (er hielt sich nicht an die heilige „erst an Ostern“-Regel) seinen Kiefer durchbohrten und die Augen zum Tränen brachten. Kurz: Seine Stimmung war auf dem Tiefpunkt. Während er am späten Nachmittag noch die Sachkundearbeit „Über den Wasserkreislauf“ der 4a korrigierte und nur immer wieder fassungslos den Kopf schüttelte, bastelte er im Geiste weiter an seinem Jahrhundertwerk. Auf die Kommissarin war er dabei genauso schlecht zu sprechen wie auf das nächste Mordopfer. Sollten sie doch besser aufpassen. Und sollten sie doch etwas netter zu ihm sein, verdammt! Eins war ihm dabei klar: Auch die „gute Seite“ musste etwas Mieses zu bieten haben. Und der Mörder würde einen guten Grund haben für all die Scheußlichkeiten, die er mit den Opfern anstellte (etwas lästig waren ihm da noch die technischen Details). Besonders reizvoll aber war die zufällige oder vom Mörder herbeigeführte Begegnung beider Seiten. Nina würde keine Ahnung haben! Überhaupt, Nina … seine schlechte Laune sank noch um ein paar Grad.

Sie beschloss, endlich einmal auszuspannen. Raus aus der Stadt, weg von Lärm und Blutspritzern an den Wänden! Deshalb nahm sie an jenem warmen Märztag die S-Bahn Richtung Süden, stieg Schlachtensee aus, obwohl der Name ihr aus beruflichen Gründen widerstrebte. Und ging hinunter an den See. Ja! Frische Luft. Nur wenige Jogger und Hundebesitzer. Die Ruhe, die sie sich ersehnt hatte und die sie auch dringend brauchte, um einmal in Ruhe über den Fall nachzudenken. Sie beschloss, heute den längeren Weg zu gehen und wandte sich nach links.

So ganz konnte Andreas sich nicht konzentrieren. Was schrieben die Bengel da über den Wasserkreislauf? „In den Bergen sammelt sich das Wasser, damit Sponge-Bob uns besuchen kann“. Die hatten sie ja nicht alle! Na warte Freundchen, wenn die Eltern erstmal die Note sehen, wird dir das Lachen schon vergehen. Wo war ich? Schlachtensee, ach ja. Da war er doch im Sommer mal gewesen und hatte am Ufer ein Buch gelesen, genau. Und überall diese dreisten Schwimmer …

Sie ging durch den Wald, immer am Wasser entlang, zog das Haarband aus ihrem Haar und schüttelte dann ihre rote Mähne. War das erst im letzten September gewesen, als sie sich hier nackt in den See hatte gleiten lassen? Es war traumhaft gewesen, der spiegelglatte See, die fernen Stimmen vom Ufer und aus den Ruderbooten. Der letzte heiße Tag damals. Heute hing nicht mehr diese Sinnlichkeit in der Luft und sie fing an zu laufen. Immer schneller. Fast hätte sie dabei einen Mann umgerannt, der völlig bewegungslos am Ufer stand und aufs Wasser starrte. „Tschuldigung!“, rief sie nur und rannte weiter. Komischer Typ, ging es ihr kurz durch den Kopf. Hatte etwas Martialisches an sich, fast wie ein Samurai aus alter Zeit. Das musste an seiner ulkigen Kleidung liegen, dieses lange Gewand … na was solls! Endlich kam sie zum Gartenlokal und ließ sich auf eine freie Bank plumpsen. Nach einer Weile erhob sie sich dann und holte sich ein Stück Kuchen und einen Kaffee.

Andreas bekam langsam Hunger und ging zum Kühlschrank. Mist, nichts Brauchbares, nur Margarine, ein Rest von der Leberwurst und zwei Tomaten, die nicht mehr so taufrisch aussahen. Dann eben nicht.

Lustvoll versenkte sie ihre Gabel in den Kuchen, hob den Kopf – und blickte direkt auf jenen Mann, den sie zuvor fast über den Haufen gerannt hätte. Was war nur mit dem? Er hatte sich ebenfalls an einen der Tische gesetzt, aß aber nichts. Er schien völlig in sich gekehrt, wie in Trance. Na ja, Berlin war ja voll von Spinnern. Jetzt war der Kuchen dran.
Der Mann stand plötzlich auf und kam auf sie zu.

Und dann? Andreas war sich unschlüssig. Ein einsamer Rächer tauchte vor seinem geistigen Auge auf, und er fühlte sich kurz verbunden mit ihm. Dann setzten wieder mit Macht die Zahnschmerzen ein und er ging zum Medizinschränkchen im Bad.

Andreas 13

Donnerstag, 29. März 2007 16:18

Seit jenen Morden hatte die Stadt ihr Gesicht verändert. Man ging nicht mehr einfach so in die Kneipe nebenan oder abends ins Kino. Jeder wusste: Es konnte jeden treffen. Es war, als ob jemand ein Licht ausgeknipst hätte und alles dunkler geworden wäre. Nur einer freute sich darüber.

Andreas war ausgesprochen gut gelaunt, als er zum Einkaufen ging und sich dabei all die ahnungslosen Gesichter auf der Straße ansah. Ich kann über euch bestimmen!, dachte er zufrieden. Mehr brauchte er für heute nicht. Vielleicht aber würde sich das bald ändern.

Andreas 12

Mittwoch, 28. März 2007 08:44

Für Noemi war es eigentlich kein Problem, abends oder nachts noch mal schnell den Müll rauszubringen. Doch an diesem Abend war es anders. Sie hatte ein bisschen zu lange ferngesehen und auch ein bisschen zu lange mit dem Müll gewartet – jetzt quoll die Tonne über, und sie wollte nicht bis zum nächsten Morgen warten. Zumal sie am Vortag einige Zwiebeln geschnitten hatte (für eine Quiche mit Blätterteig und viel Käse), jedenfalls müffelte es jetzt in der ganzen Küche. Es war halb zwölf, und im Haus war schon alles ruhig. Die Stedlers von oben hatten sich heute nicht angebrüllt, was vielleicht an der besänftigenden Märzsonne gelegen hatte. Und der Wunderling – wie hieß er noch? – Knäppling, ja, Andreas Knäppling, von dem war wie immer auch nichts zu hören. Das türkische Pärchen von gegenüber war wohl noch unterwegs; jedenfalls war alles ruhig.
Später würde sie sich diese Minuten immer wieder ins Gedächtnis rufen: Die Angst, die sie dort im Hof gleich würde ausstehen müssen, würde sie nie wieder vergessen. Aber das konnte sie noch nicht ahnen, als sie die Mülltüte zuknotete.

Oben im zweiten Stock stand Andreas wieder einmal am Fenster und starrte auf den Hof. Auf das kleine Fabrikgelände dahinter, mit seinen Ballen und Stapeln, die um diese Zeit etwas Gespenstisches hatten. Er musste etwas unternehmen, dachte er gerade. Etwas in seinem Leben musste sich ändern. Da sah er sie. Seine Lieblingsnachbarin Nina, oder wie auch immer sie hieß. Sie ging wohl gerade zu den Mülltonnen; komisch um diese Tageszeit. Vielleicht war das ein Wink des Schicksals? Vielleicht war heute endlich der Moment gekommen, da er sie ansprechen konnte? Hastig ergriff er seinen halbleeren Müllbeutel (einen Vorwand brauchte man schließlich) und schlich die Treppe hinunter. Er wollte sie ja nicht mit Getrampel erschrecken. Ganz natürlich wirken. „Ach, Sie auch hier, ha ha, ja der Müll …“. Sein Herz schlug ungewohnt heftig.

Noemi blieb im Hof noch einen Moment stehen und lauschte in die Nacht. Es war ein wunderbarer Tag gewesen, 18 Grad hatten sie im Fernsehen gesagt, und auch sie hatte sich zehn Minuten mit einer Kollegin in der Eisdiele an der Hermannstraße gegönnt. Jetzt war alles still, auch die Fabrik hinter dem Zaun dröhnte nicht mehr. Ein leises Rascheln im Gebüsch – eine Katze vielleicht. Sie atmete tief durch. Und da spürte sie es. Hinter ihr. Fremd und beunruhigend, und doch wagte sie nicht, sich umzudrehen. Augen zu, dann geht es weg. Aber es blieb, und die Angst kroch langsam in ihr hoch. Sie war allein. Und sie würde nun sterben müssen, ganz schnell, ein Messerstich vielleicht, eine Schlinge um den Hals, und am nächsten Morgen ihre Leiche im Hof. Sie wollte schreien, sich endlich umdrehen, irgend etwas tun. Und doch blieb sie wie gelähmt stehen und starrte weiterhin auf die riesigen Ballen mit Dachpappe vor sich.

Andreas konnte sein Glück nicht fassen. Sie musste gerade ihre romantischen fünf Minuten haben! Jedenfalls schien sie versunken zu sein in die Ruhe des nächtlichen Hofs, und er wollte diese Frühlingsruhe mit ihr teilen. Voller Freude schloss er die Augen und hörte nur sein eigenes Herz schlagen.

Sie fühlte, wie ihr übel wurde. Nur einmal, in ihrer Kindheit, hatte sie eine solche Angst ausgestanden, und damals war dann die Mutter dagewesen und hatte sie beruhigt. Jetzt hatte sie niemanden, und sie bereute mit einemal, hier allein in diesem Neuköllner Altbau zu wohnen, fern von der Familie. Sie stellte sich die Schlagzeilen in den Zeitungen vor: Mord im Neuköllner Hinterhof! Leiche zwischen Mülltonnen gefunden!
Da, gerade, als sie sich endlich umsehen wollte, legte sich eine kalte Hand auf ihre Schulter. Jetzt kam das Ende.

„Spürst du auch diese Nähe, diese Intensität?“, wollte Andreas flüstern, aber er traute sich nicht. Stattdessen legte er einfach nur schweigend und sanft eine Hand auf ihre Schulter, ein Zeichen der Verbundenheit. Da schrie sie auf! Was sollte das? War die denn übergeschnappt? Er machte entsetzt einen Schritt zurück.

Endlich konnte sie sich aus dieser Starre befreien, endlich konnte sie schreien! Sie wandte sich um und – hielt verblüfft inne. Der? Dieser Langweiler vom zweiten Stock? Sie konnte es nicht fassen. „Sind Sie eigentlich völlig durchgeknallt, mir hier so nachzustellen?“, fauchte sie ihn wütend an. Er glotzte nur blöd und sie schob ihn schließlich einfach zur Seite und ging wieder zurück in ihre Wohnung. Der Abend war ihr versaut.

Andreas blieb zurück wie ein getretener Hund. Ja hatte sie denn nicht auch diese wunderbare Zweisamkeit gespürt, diese innige Dunkelheit um sie beide? Er ließ seinen Müllbeutel einfach fallen und schlich bekümmert die Treppe hinauf. Weiber. Hysterisch, alle miteinander. Erst Romantik und dann Schreierei. Wie er sowas hasste. Aber das würde ihm nicht noch einmal passieren!
Später im Bett malte er sich seine Lieblingskomissarin aus, wie sie einen Dämpfer in ihrem Selbstbewusstsein bekam. Wie schön, wenn man diese Macht über andere Menschen hatte, auch wenn sie nur ausgedacht waren!

Nina konnte nichts so leicht schrecken, doch als um Mitternacht dort mitten im Park dieser muskulöse Typ direkt vor ihr auftauchte, wurde sie still. Sie ahnte, dass sie auf jemanden gestoßen war, dem sie nicht das Wasser reichen konnte. Er griff kalt nach ihrem Arm und zog sie zu sich. Sie ließ es geschehen und nur ein Seufzer kam über ihre Lippen.

Moment mal, er wollte doch einen Krimi schreiben, keine Schmonzette. Andreas drehte sich ärgerlich auf die andere Seite und starrte die Wand an. Dieser „Nina Müller“ von unten musste er noch eine Lektion erteilen. Eines aber hatte ihm gefallen: Dass jemand Angst vor ihm gehabt hatte. Ob man das wiederholen könnte?

Andreas 11

Dienstag, 27. März 2007 08:25

Heute: Ausnahmsweise Turnunterricht in der 3b. Andreas hasste das, aber er musste eine kranke Kollegin vertreten. Schon als er sich der Turnhalle näherte und die wüsten Schreiereien der lieben Kleinen hörte, wurde ihm übel. Warum tat er sich das Jahr für Jahr an? Er schloss die Tür auf, während Marvin seinem Vordermann Ben die Schultasche in den Rücken rammte. Reizend.

Der Mann, der den Breitscheidplatz überquerte, wusste genau, was er tat. Nein, kein Irrer war hier unterwegs, kein Psychopath. Sondern ein Mensch, der zu lange untätig gewesen war und jetzt endlich das tat, was schon lange fällig war: Zeichen setzen. Auch wenn sie mit Blut geschrieben waren. Vielleicht konnten die Menschen das endlich lesen.

Die Märzsonne drängte durch die Fenster in die Turnhalle und Andreas stand da in seinem ausgebeulten Trainingsanzug, eine Trillerpfeife in der Hand – die hatte er sich extra zu diesem Zweck gekauft und freute sich heimlich, wenn die Jugend zusammenzuckte. Heute wollte er sie die Seile hochschicken. Das würde ihnen schon zeigen, dass es noch Grenzen gab!
Während sich einer nach dem anderen abmühte, mehr als einen Meter Abstand vom Boden zu gewinnen, malte er sich aus, was ein schlecht gelaunter Finsterling unter den Massen am Ku’damm alles anrichten konnte. Er musste unwillkürlich grinsen.

Andreas 10

Montag, 26. März 2007 13:07

Natürlich musste man den Leser auch beglücken, indem man ihm bekannte Orte ins Geschehen einbaute. Und je bekannter ein Ort, desto mehr Leser waren glücklich. Das ging Andreas gerade durch den Kopf, als er mit ungewohnter Spontaneität seine Mittagspause ins Zentrum der Stadt verlegte. Er hatte ausnahmsweise zwei Stunden übrig und fuhr zum Bahnhof Zoo. Von dort zu Fuß die Bahnlinie antlang ein Stückchen nach Norden, zur Rechten hatte er da ständig den Blick auf einheimisches Getier. Er sah dort unten einen Riesenstier, das sich in eindeutigen Absichten einer Kuh näherte und eine Schulklasse, die sich prächtig über das Schauspiel amüsierte. Endlich kam er zu seiner Lieblingsschleuse und setzte sich mit einem ersten Frühlingsradler in die Sonne. Blick aufs Wasser. Die langen Holzbänke erinnerten ihn an Ausflüge in seiner Kindheit, und er schloss zufrieden die Augen: So musste das sein, Schlichtheit und Natur!

Der Mann ging an der Gedächtniskirche vorbei, von keinem beachtet. Gut so, dachte er und seine Hand griff unwillkürlich nach dem Messer/der Waffe unter seiner Jacke. Sie sollten ihn nicht beachten – das würden schon bald die Zeitungen zur Genüge machen. Sie würden ihm einen Spitznamen geben (Der Schlächter/der Rächer/der Metzger?), ohne zu ahnen, was seine wirklichen Beweggründe waren. Denn dafür waren sie noch nicht bereit.
Jugendliche bewunderten gerade ein paar Straßentänzer und ein Kind zerrte seine Mutter zu einem der Karussels, die jetzt im März dort aufgebaut waren. Wozu eigentlich?, dachte er finster. Wie ahnungslos und dumm sie alle waren.

Andreas 9

Sonntag, 25. März 2007 18:45

Wenn Noemi abends heimkehrte, war sie einfach nur froh, niemanden sehen zu müssen. Immer nur lächeln, immer funktionieren – es war ihr oft eine Qual. Deshalb kickte sie jedes Mal betont schlampig ihre eleganten Schuhe in die Ecke, nahm ihre Schlabberhose vom Vorabend auf und hängte das Edelkostüm in den Schrank. Dann: Ein Bierchen und die Fernbedienung. Das brauchte sie.

Von all dem ahnte Andreas zwei Stockwerke über ihr natürlich wenig. Er brauchte seine Korrektheit noch bis in den letzten Küchenwinkel. Auch wenn niemand diesen je zu sehen bekam. Er war an diesem Tag besonders frustriert, obwohl es eigentlich ein sonniger Märztag gewesen war und er mit dem Fahrrad unterwegs. Seinem alten chinesischen „Fliegenden Adler“, den ihm ein Studienkollege überlassen hatte, vor Jahren. Die Neuköllner Karl-Marx-Straße war er ein Stück weit auf dem Bürgersteig gefahren, denn da gab es keinen Radweg, und die Autos fuhren lebensbedrohlich. Noch bedrohlicher war allerdings eine Mutter Andreas gegenüber gewesen, deren Kind fast vor sein Rad gehüpft wäre. „Können Sie nicht aufpassen? Idiot! Das hier ist kein Radweg!“, hatte sie ihn angeschrien. Andreas war sofort abgestiegen und wollte ihr erkären, dass doch Platz für alle und so weiter. Keine Chance. Sie hatte sich vor ihm aufgebaut und seine Lenkstange festgehalten. Ihm hasserfüllt in die Augen gestarrt und gezischt: „Wenn du meinem Kind auch nur ein Haar gekrümmt hättest, Scheiß Radler, dann hätte ich dich fertiggemacht. Merk dir das für die Zukunft, Alter.“
Er war erschüttert heimgefahren und der Tag ihm verdorben. Jetzt, am Abend, sehnte er sich nach einer freundlichen Stimme, nach etwas Menschlichkeit. Sollte er nicht einmal unten bei dieser N. Müller klingeln. Nina, bestimmt, so musste sie heißen. Aber er hatte wieder einmal nicht den Mut und dachte stattdessen an die Bedrohungen dieser Welt.

Manchmal war Nina, die junge Kommissarin, auch mit ihrem geliebten Rad unterwegs. Dabei fühlte sie sich stark. Unabhängig. Und gesund. Sie durchquerte die Stadt mit wehenden Haaren und kümmerte sich nicht um zögerliche Fußgänger oder verrückte Autofahrer. Ihr gehörte die Straße! Bis zu jenem Tag, als dieser Kerl vor ihr auftauchte. Woher, konnte sie später nicht mehr mit Bestimmtheit sagen. Plötzlich stand er in ihrer Bahn, sie war gerade auf der Friedrichstraße unterwegs und wollte zum Gendarmenmarkt hinüber zu einem Stück Kuchen … Er war ganz in schwarzem Leder. Fuchterregend. Schwarze, struppige Haare. Und dieses Maschinengewehr in der Hand. Was wollte der? Er hielt sie an und legte seine schmutzigen Hände auf ihre Lenkstange. „Hey, Puppe. Nicht so schnell. Das mag ich nicht.“ Sie runzelte unwillig die Stirn. Was sollte das nur? „Lassen Sie sofort mein Fahrrad los!“, fauchte sie ihn an. Aber er war nicht zu beeindrucken. Lachte bösartig und legte dann an. Die Waffe war direkt auf sie gerichtet. „Das wars dann wohl!“, kam noch über seine Lippen. Das war das Letzte, was er von sich gab.

Andreas war nicht zufrieden. Er hasste Gewalt! Auch sein zukünftiger Mörder musste ganz subtil vorgehen. Kein Krawumm! Schleichende Angst bei Leser und Opfer im Werk selbst. Außerdem wollte er auf verschiedenen Ebenen schreiben, das kam gut an! Einerseits der Kommissar/ die Kommissarin / das Opfer. Andererseits Gedanken des Mörders / der Mörderin, die in Abgründe blicken ließen und doch auch die grausamste Tat verständlicher machten. Hm. Mörder oder Mörderin?